Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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41. Division bei Thurau in eine Stellung beiderseits des Mühlensees, 
linker Flügel in Gegend Paulsgut, zurückzuschwenken. Trotzdem der Befehl 
zu dem Zurücknehmen der Division erst sehr spät gegeben wurde, gelang eS, 
die Loslösung vom Feind noch in der Dunkelheit zu bewirken und ohne 
größere Kämpfe die Bewegung durchzuführen. 
Das Oberkommando der 8. Armee verlegte sich am 24. morgens nach 
Riesenburg, der engere Stab begab sich frühzeitig nach Tannenberg, wo 
eine Aussprache mit General v. Scholtz und Oberst Hell stattfand. Die 
Stimmung dieser beiden Herren war ernst, jedoch zuversichtlich. Sie stan. 
den beide unter dem Eindruck, daß es erst nach schweren Kämpfen gelungen 
war, den russischen Angriff abzuschlagen und daß auch der nächtliche Rück¬ 
zug Schwierigkeiten gemacht hatte. Man mußte mit einer Fortsetzung der 
feindlichen Angriffe im Laufe des Nachmittags des 24. oder spätestens am 
frühen Morgen des 25. rechnen, wobei der im Vormarsch auf Kurken ge¬ 
meldete Gegner aller Voraussicht nach über Schwedrich auf Hohenstein 
vorgehen würde. General v. Scholtz schlug deshalb vor, den linken Flügel 
noch mehr zu versagen und das ganze XX. Korps eine Rückwärtsschwen- 
kung in die Linie Gilgenburg — Mühlen vornehmen zu lassen. Die 
3. Reservedivision wollte er in die Gegend von Kgl. Lichteinen an den 
linken Flügel heranziehen. Wollten die Ruffen diese Stellung umfassend 
angreifen, mußten sie erheblich weiter nach Norden ausholen. Das Korps 
würde damit die Zeit gewinnen, sich unbedingt bis zum 26., dem Tage des 
Eingreifens des I. Armeekorps, halten zu können. Das Oberkommando 
trat dem Vorschlag deö Generalkommandos bei, befahl nur, die 3. Reserve¬ 
division noch nicht unmittelbar an den Flügel heranzuziehen, sondern vor¬ 
läufig noch abgesetzt bei Hohenstein zu belassen. Das Grenadierregiment 
Kronprinz, das zuerst eingetroffene Regiment deö I. Armeekorps in Löbau, 
wurde auf Bitte des XX. Armeekorps diesem zur Verfügung gestellt. 
Die Lage am 24. abends war folgende: Die 5. Landwehrbrigade Mühl¬ 
mann hatte die Gegend zwischen Strasburg und Lautenburg erreicht. In 
ihrer Flanke sowie auf ihrer Front war starke russische Kavallerie gemeldet. 
Der Abtransport des I. Armeekorps hatte sich infolge vorzeitigen Zurück¬ 
gehens der Hauptreserve Königsberg und damit notwendig gewordener 
Rückverlegung der Einschiffungspunkte noch mehr verspätet. Vor der neuen 
Front des XX. Armeekorps war es zu größeren Zusammenstößen nicht ge¬ 
kommen, doch stand ein Angriff auf der ganzen Front für den 25. früh zu 
erwarten. Die Rüsten konnten zu diesem Angriff ungefähr sieben Divisionen
	        
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