Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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Teil der Truppen nach dem Westen, den größeren Teil nach Italien ab¬ 
zugeben. 
Rührend war die Freude, mit der wir in Riga selbst empfangen wurden. 
Die Einwohnerschaft hatte durch die Ausschreitungen der Truppe, deren 
Moral und Disziplin durch die Revolution stark gesunken war, sowie durch 
lettischen Haß stark gelitten und atmete dankbar auf, als die deutschen 
Truppen die Stadt besetzten und Ruhe und Ordnung mit sich brachten. 
Für die weiteren Operationen auf der Ostfront war der Oberbefehls¬ 
haber Ost also nur auf seine eigenen Kräfte angewiesen. Die Ziele konnten 
nur beschränkt sein, da die Kämpfe bei Zloczow und Riga, besonders am 
kleinen Jägel, bewiesen hatten, daß die Russen zwar moralisch gelitten 
hatten und nicht mehr so widerstandsfähig waren wie früher, daß sie sich 
aber doch immerhin noch wehrten. Zwei solcher kleineren Unternehmungen 
boten sich von selbst an: das eine war die Wegnahme des Brückenkopfes von 
Jakobstadt, wo die Russen noch auf dem Südufer der Düna hielten, das 
andere war die Besetzung der Inseln Osel, Moon und Dagö. Das erste 
Unternehmen wünschte die 8. Armee, das zweite war nötig, wollt« man 
sich des ungestörten Besitzes Rigas erfreuen und bedeutete eine stärkere 
Bedrohung Petersburgs. 
Für die Wegnahme des Brückenkopfes von Jakobstadt wurde der 
8. Armee Oberstleutnant Bruchmüller und die nötige Artillerie belassen. 
Wie stets machte Bruchmüller seinen Artillerieaufmarsch und seine 
Artillerievorbereitung mustergültig, und am 21. September wurde der 
Brückenkopf glatt genommen. Die Vorbereitungen zur Wegnahme der 
Inseln erforderten eine längere Zeit wegen der Mitwirkung der Flotte, 
die natürlich keinerlei praktische Erfahrungen in solchen Landungsunter¬ 
nehmungen hatte. Aber die Leitung der Flotte griff mit Freuden zu, hatte 
sie doch nach langer Zeit einmal wieder Gelegenheit, sich außerhalb des 
U-Boot-Krieges aktiv zu betätigen. Die dauernde Untätigkeit der Hochsee¬ 
flotte, die enge Zusammenhäufung so vielen Menschenmaterials auf einer 
Stelle, begünstigte die Propaganda unzufriedener Elemente. Man hörte 
schon seit längerer Zeit Unerfreuliches über die Stimmung auf der Flotte, 
vor allen Dingen in Verbindung mit den Meutereifällen, die im Sommer 
auf einigen Schiffen vorgefallen und durch die gerichtlichen Untersuchungen 
und die Verhandlungen im Reichstag allgemein bekanntgeworden waren. 
Zur Besprechung des Unternehmens fuhr ich einmal nach Berlin und 
kurz vor Beginn nach Libau. Von seiten des Oberbefehlshabers Oft war
	        
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