Volltext: Vorgeschichte des Weltkrieges und das Kriegsjahr 1914 (1 ; 1917)

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rung nicht wir den Russen, sondern die 
Russen uns, und zwar um ein beträcht¬ 
liches Stück voraus waren. Die Mobilisie¬ 
rung der Russen hatte, wie wir heute wissen, schon 
im Mai, also vor dem Morde in Serajewo, begon¬ 
nen — und so konnte Rußland mit Über¬ 
macht gleich zu Beginn des Krieges in 
Galizien einfallen, bevor noch unser 
Aufmarsch in Galizien beendet war. 
Infolge dieses Betruges von feiten Rußlands mußte 
der österreichische Plan von vornherein mißlingen. 
Doch unsere Führer, Erzherzog Friedrich und sein 
Generalstabschef Conrad von Hötzendorf, wurden 
trotzdem in ihren Entschlüssen nicht wankend. Sie 
hatten dem Bundesgenossen gegenüber die Verpflich¬ 
tung übernommen, ihm den Rücken zu decken. Diese 
Verpflichtung mußte erfüllt werden — Österreich- 
Ungarn mußte seine Treue bis auf den letzten Mann 
beweisen! Und es hat seine Pflicht erfüllt. Bitteres 
Unglück ist in diesem Kriege der österreichisch-ungari¬ 
schen Armee nicht erspart geblieben, aber gerade im 
Unglück zeigt sich der Geist einer Truppe. Trotz 
schwerster Rückschläge brachen die österreichisch-unga¬ 
rischen Heere immer wieder zu neuem Angriff vor, 
bis die Überzahl des Feindes in Trümmer geschla¬ 
gen und der russische Koloß zermürbt war. . . . 
Die ersten Grenzkämpfe. 
Schon in der Nacht auf den 1. August 
eröffneten die Russen die Feindseligkeiten gegen 
Deutschland — ohne Kriegserklärung. An verschie¬ 
denen Punkten griffen russische Patrouillen deutsches 
Gebiet an. In Eydtkuhnen ritten Kosaken ein, starke 
russische Kolonnen mit Geschützen überschritten bei 
Schwiddern die Grenze, Kosaken griffen Iohannis- 
burg an. Rur die Wachsamkeit der deutschen Grenz¬ 
truppen verhinderte ein weiteres Vordringen. 
Es blieb also für die deutsche Re¬ 
gierung nichts anderes übrig, als auf
	        
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