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ehrenvoll, denn Deutschland hätte uns keinen grö¬
ßeren Beweis seines vollen Vertrauens in unsere
Wehrkraft geben können, als daß es unserer Armee
den Schutz des deutschen Reiches und seiner Haupt¬
stadt gegen die russische Sturmflut anvertraute.
Lage der Habsburgermonarchie bei Kriegsausbruch.
Die russische Herausforderung traf Österreich-
Ungarn nicht unvorbereitet. Bereits Ende der 90ger
Jahre wurde man sich in den leitenden Kreisen der
Monarchie darüber klar, daß die Möglichkeit eines
Krieges mit Rußland ins Auge gefaßt werden müsse.
Es wurde daher der Ausbau der Festungen Krakau
und Przemysl beschlossen und zugleich der Plan zu
einer großzügigen Heeresreform gefaßt, der im
Laufe der nächsten Jahre zur Durchführung gelangte.
Es war eine Riesenarbeit zu bewältigen. Am not¬
wendigsten war eine Reform der Artillerie, die noch
immer mit alten Bronzekanonen ausgerüstet war;
dann galt es, die technischen Truppen ganz zu reorga¬
nisieren und zu verstärken und vor allem die Mann¬
schafts-Friedensstärken bei allen Waffengattungen
wesentliche im Interesse einer raschen Kriegsbereit¬
schaft zu erhöhen.
Im Jahre 1899 trat der Thronfolger Franz Fer¬
dinand auf Wunsch des greisen Kaisers an die Spitze
des österr.-ung. Heeres, und.mit ihm kam ein frischer
Zug in den ganzen Organismus. Unter ihm nahm
die Heeresreform eine rasche Entwicklung. Sein ener¬
gischer Helfer war der auf seinen Wunsch zum Ge¬
neralstabschef ernannte Conrad von Hötzendorf, der
in kürzester Zeit Hervorragendes leistete. Landheer
und Marine wurden neu ausgebaut und so jene
Kriegsmacht geschaffen, die es Österreich-Ungarn er¬
möglichte, den Kampf auf Leben und Tod im Welt¬
kriege zu bestehen.
Kraftvoll stand Habsburgs Wehrmacht da, die
Heeresreform war beendet, da fiel die Seele des
Ganzen, Thronfolger Franz Ferdinand, von der Hand