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etwa 100 Kilometer ausgedehnter war als im An¬
fange.
Mit dem Falle Antwerpens begann eine neue
Kampfperiode^ Einem großen Teile der Besatzung
Antwerpens war es, wie bereits bemerkt, gelungen,
nach Westen zu entkommen. Sie vereinigten sich mu
dem englischen Hilfsheere, um die Lücke zwischen dem
linken französischen Flügel und dem Meere zu schlie¬
ßen. Inzwischen waren auch die Deutschen aus der
Gegend von Gent nach Westen vorgerückt, um sich
Westflanderns zu bemächtigen. Am 14. Oktober wurde
Brügge, am folgenden Tage Ostende von den Deut¬
schen besetzt. Gleichzeitig schoben sich deutsche Trup¬
pen in dem Raume zwischen Brügge und Courtrai
in westlicher Richtung vor, um sich des Abschnittes
der User und des Npernkanales zu versichern. Aber
auch die Engländer und Franzosen hatten gerade noch
rechtzeitig die Linie Upern-Rieuport erreicht. Hier
kam es vom 20. Oktober an zu heftigen Zusammen¬
stößen. Von da an wurde die Front Ostende-Npern-
Arras der Schauplatz blutiger Kämpfe, was eine völ¬
lige Verschiebung des Schwerpunktes der Kämpfe
und damit der deutschen Streitkräfte zur Folge hatte.
Auf Monate hinaus wechselten hier auf beiden Sei¬
ten Angriff und Verteidigung, Erfolg mit hinhalten¬
dem Gefecht. Dieser Zustand erklärt sich daraus, daß
die etwa 40 Kilometer breite Linie von der Seeküste
bei Rieuport bis auf die niedrigen Höhen bei Upern
eine breite Wiesenniederung darstellt, durchflossen
von dem Flüßchen Mer mit seinen zahlreichen Sei¬
tenarmen und Bewässerungsgräben. Der Flußlauf
ist im Westen von einem Kanal begleitet, der einen
zweiten Abschnitt darstellt und, bis nach Apern auf¬
wärts ziehend, eine Kampflinie von außerordent¬
licher Widerstandskraft bietet. Dazu kommt der Um¬
stand, daß wegen der ausgedehnten Überschwemmun¬
gen das ganze Gelände nur mit äußerster Schwierig¬
keit zu betreten ist. Die wenigen Übergänge wurden
zu den Brennpunkten des Kampfes. Um die kleinen
Städtchen und Dörfer drehte sich das Ringen.