Volltext: Ein Stündchen im Gymnasium

Zimmer des Schuldieners, einfach und nett möbliert. Im Hintergrunde 
eine große Glasthür in der Mitte; neben der Thür hängt der Klingel— 
zug zur großen Schulglocke. Links von dieser Thür ein großes Fenster, 
welches auf den Corridor mündet, so daß man alle eintretenden Personen 
sieht. Rechts im Hintergrunde eine kleinere Thür. Auf beiden Seiten 
der Bühne Thüren. Im Vordergrunde links ein Sofa, ober dem eine 
Uhr hängt, mit Tisch und Sesseln, daneben ein Kasten; rechts einige Sessel. 
Erste Scene. 
Schuldiener Wichtig. 
Wichtig (tritt links aus dem Zimmer, einen ausgestopften Affen 
in der Hand). Heute haben wir in der'6. Classe die Säuge— 
thiere! Da soll ich zur Vorlesung ein solches Vieh herbei— 
schaffen. Wie ich nun morgens im Naturalien-Cabinet Nach— 
schau halte, sehe ich, daß dieser Affe am interessantesten Theile 
von den Schaben fast zerfressen ist. Ich habe ihn jetzt ordentlich 
abgebürstet, so daß es niemand bemerkt. Ruhe dich einstweilen 
aus, braver Pavian! (Stellt ihu auf den Tisch. Es ist unerhört, 
was man von mir alles begehrt. Niemand hat eine Idee 
davon. Was thäte unser Directox, wenn ich nicht so versificiert 
wäre! Gottlob, daß die Hetzerei bald ein Ende hat. Getzt 
sich behaglich auf einen Sessel.) Im nächsten Monat spanne ich 
aus, und wenn mir jemand begegnet und fragt: „Wo gehen 
Sie hin?“, antworte ich mit Stolz: „In die Pension!“ Ich 
werde dann, wie der Lateiner sagt, das mostium cum digitale 
genießen. (Greift in die Westentasche und zieht eine Karte heraus.) 
Dieser Herr hat mich schon in aller Frühe erschreckt, als ich 
gerade das dritte Kipfel in den Kaffee untergetaucht habe. 
Ciest) „Harald von Eichenwald, Gutsbesitzer und Ritt— 
meister a. D.“ (Spricht.) Was denn nur das „a. D.“ bedeuten 
mag? Wahrscheinlich „Rittmeister an der Donau.“ (Sieht 
durch das Fenster den Director; steht schnell auf) Himmel! Der Herr 
Director kommt und ich habe seine Kanzlei noch nicht gelüftet!
	        
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