Volltext: Das Salzkammergut-Museum in Gmunden

Seit einigen Jahren ist es in München schöne Sitte 
geworden, zur Zeit der Baumblüte von dieser bierfröhlichen 
Kunststadt aus mit eigenen Sonderzügen an die Gestade des 
herrlichen Bodensees zu eilen und sich dort an dem Anblicke 
unzähliger Obstbäume, die im weißen Blütenkleide die Ufer 
schmücken, zu ergötzen. Aehnliche Freude wollte auch ich ge— 
nießen. Wir Oberösterreicher können uns ja dies leisten. 
Denn sobald der holde Lenz erwacht und die Sonne unsere 
gesegneten Gaue überflutet, dann drängt und treibt es in 
Millionen kräftiger Obstbäume und das Land ob der Enns 
gleicht einem Garten. Nicht weniger schön, als andere Län— 
der, die der Reisestrom bevorzugt. Dieses Jahr nun lockte 
es mich, die ganze Pracht der blühenden Kirschenbäume zu 
schauen. Weil aber die Münchener „Blütenzüge“ bei der 
österreichischen Eisenbahn noch nicht eingeführt sind und ich 
nicht warten wollte, bis irgend einem mächtigen Häuptling 
der Fremdenverkehrsvereine die Nachahmung solcher poeti— 
schen Fahrt einfiel, bestieg ich schnell entschlossen in den letz— 
ten Apriltagen einen Wagen der Staatsbahn und fuhr ver— 
znügt der schönen Seestadt Gmunden zu. Und dort, auf dem 
alten braven Dampfer „Sofie“ nach Ebensee fahrend, genoß 
ich den Blütenzauber von zahllosen Kirschenbäumen, die am 
Ufer des Traunstein und in der breiteren Bucht gegenüber 
diesem Berge im schneeweißen Frühlingskleide prangten. 
Allein der Wetterbericht ist nicht immer verläßlich. Es irrt 
der Mensch, so lange er lebt. Auch der Wetterprophet. Dem 
sommerlichen Tage der Ankunft folgten bald grimmige 
Regenschauer und rauhe Nordwestwinde machten der Freude 
an Lenzesluft und Blütenduft gar bald ein Ende. 
Allerdings saß der Wanderer wohlgeborgen in der 
nahrhaften Herberge des wackeren „Schwan“ und fühlte sich 
behaglich in dem Eckzimmer, dessen Ausblick auf Stadt und 
See vor Kurzem auch Peter Rosegger sentzückt hatte, 
als er zu einer Vorlesung seiner köstlichen Dichtungen nach 
Gmunden gefahren war. Aber der leidige Regen! Und die 
ruhige Landstadt dazu! Außer Handlungsreisenden, die 
unter Parapluies verzweifelt nach Kunden spähten, nir— 
gends ein Fremdling zu sehen. Die ersten Gasthöfe schau— 
hen mit verhängten Fenstern wie verschlafene Menschen
	        
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