Volltext: An der blauen Donau

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und der gemüthvolle Papa Haydn, der herrliche Mozart, 
der liederreiche Schubert die Mitlebenden mit un¬ 
vergänglichen Tonweisen beglückten. Damals dichtete 
der große Friedrich von Schwaben seine „Entzückung 
an Laura" und seine begeisterten Verse: „Laura am 
Clavier". 
Diese ruhigen Zeiten sind vorüber, und Hofrath 
Schiller würde heutzutage über eine den modernen 
Pedallärmkasten zerklopfende Laura nimmer entzückt 
sein und anstatt Verse zu schreiben eine leise Ver¬ 
wünschung murmeln. 
Die schönen Tage des Spinetts haben aufgehört. 
Heute, am Ausgange des Jahrhunderts, herrscht das 
nervenmordende Clavier mit seinen Eisenrippen. 
Unentrinnbar verfolgt es den Sterblichen auf Schritt 
und Tritt, bei Tag und Nacht. Am sichersten böten 
die Kellergewölbe den gequälten Ohren einige 
Zuflucht; allein auch da wäre es nicht undenkbar, 
daß der Hausmeisterin holdes Töchterlein einen 
Klimperkasten ober dem Rettungsraume energisch 
bearbeitete. 
Denn heute spielt alle Welt Clavier, und das 
ist eben ein entsetzlicher Zustand moderner Cultur, 
der Steine erweichen, Thiere rasend machen kann. 
Wo immer der Mensch in den Städten sein Zelt
	        
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