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desselben als ersten Pfarrer einen sichern Johann
Gschwendtner, der ihm nahe verwandt war, hier einge
setzet. Achaz von Hochenfeld, ein eifriger Anhänger der Leh
re Luthers/ wollte jetzt beym Antritte dieser Pafsauischen
Lehensherrschaft/ dieß Patronatsrecht über Waldkirchen/ zum
Vortheile der neuen Lehre geltend machen. Allein der bay
rische Prinz Ernest, Administrator des Hochstiftes Passau
vom I. 1517 bis 1540 nahm diese-Anmaßung so übel auf,
daß er mit seinen Truppen von Passau herabzog, den Hö
chen selber von Wesen vertrieb, die alte Feste zerstör
te, nnd die ganze Herrschaft, als einstiges passauisches Le
hen mit seinem Hochstiste wieder vereinte. Die Verwaltung
der Herrschaft Wesen und die Vogtey übertrug er dem
Pfleger von Marsbach jenseits der Donau, daö Patronats-
recht über Waldkirchen behielt er aber sich und seinen Nach
kommen bevor.
Ungeachtet dieser bewiesenen Vorsicht keimte dennoch
der Same von Luthers neuer Lehre auch in Waldkir
chen bald empor, und schon nach 20 Jahren, die seit der
Vertreibung des Hochenfelderö verflossen seyn mochten, stößt
man in der Reihe der Seelsorger auf den protestantischen
Pastor Sebastian Mertlin.
So auffallend eS im ersten Angenblicke scheint, einen
akatholischen Prediger auf einer Pfarre zu finden, welche
damahls unter dem bischöflichen Patronate stand, so gewinnt
dieser Umstand dennoch an Glaubwürdigkeit, wenn man
voraussetzt, daß die Pfleger von Marsbach, denen das Hoch
stift die Verwaltung der Herrschaft anvertrauet hatte, viel
leicht selbst die neue Lehre begünstigten. Man findet über
der Hausthüre des Pfarrhofes noch heutigen Tages einen
Denkstein eingemauert, der oben die einzelnen Buchstaben
k. L. N. d. i. Pfleger zu Marsbach und unten die Worte :
Kebastian Nertlin 1559 enthält.
Zum Ueberflusse waren die wenigen noch vorhandenen
Lehrer des wahren Glaubens theils zerstreut, theils zur Ge-
genpartey übergetreten, wie Khevenhüller in seinen Jahr-