Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

IM Alten Testament erscheint, weil darin die natürliche Wurzel des 
neuen Glaubens zu suchen ist." So würden freilich viele evangelische 
Pastoren auch schreiben. — In eine spätere Zeit, die neuroinantische, 
führt uns Heinrich Schwaxzschild (aus Frankfurt a.M., 1.803 bis 
1875), Arzt in seiner Vaterstadt, der 1842 mit der Dichtung „König 
Rübezahl und seine Gnomen" begann und 1870 Kriegsgedichte heraus 
gab. Arzt war auch Jonas Goldschmidt (aus Oldenburg, 1806 bis 
1903), der 1843/44 „Kleine Lebensbilder aus der Mappe eines Arztes" 
veröffentlichte. Ein anderer Oldenburger, A. Janssen (nach Kurz) oder 
Jansen (nach Geiger), ließ 1846 „Judenlieder" drucken, die Kurz in 
Inhalt und Form gleich schön fand — ich habe nichts über ihn in Er 
fahrung bringen können. Schon früher hatte der berüchtigte Josl Ja- 
coby (aus Königsberg, 1807—?), Konvertit, Polizeirat, geheimer Zen 
sor und Denunziant, seine „Klagen eines Juden" drucken lassen, geriet 
dann aber „geradezu ins antisemitische Fahrwasser", wie Ludwig Geiger 
klagt. Wir Antisemiten danken für ihn. — Hier möge dann auch gleich 
der Psalmenübersetzer Michael Sachs (aus Groß-Glogau, 1808 bis 
1864) genannt sein. — In die Region des Jungen Deutschlands führt 
uns wieder der Satiriker Johann Heinrich Detmold (aus Hannover, 
1807—1856), der mit Heinrich Heine in Briefwechsel stand und 1849 
Reichsminister der Justiz und des Innern, später hannoverscher Ge 
sandter am Frankfurter Bundestage wurde. Seine „Taten und Mei 
nungen des Herrn Piepmeyer" und vor allem seine „Anleitung zur 
Kunstkennerschaft" werden noch hier und da gelesen. Dagegen ist Lud 
wig Wihl (aus Wevelinghofen bei Aachen, 1806 oder 1807—1882), 
einst Adlatus Gutzkows und Bekannter Hebbels in Hamburg, dann 
Leiter eines Erziehungsinstituts in Frankfurt a. M. und darauf Lehrer der 
Literatur in Grenoble, völlig vergessen. Er war Lyriker und schrieb auch 
eine „Geschichte der deutschen Nationalliteratur", bei welcher Gelegen 
heit ihm Hebbel, schon 1840, zu Gemüte führte, „daß, wenn ein Jude 
eine von Christen geschaffene Literatur beurteile, der Stoff ihm notwen 
dig spröde und widerspenstig sein müsse." Es findet sich in Hebbels 
Tagebüchern auch ein Urteil über ihn („Eitelkeit unbändig"). — Uber 
Eduard Maria Oettinger (aus Breslau, 1808—1872), der, erst 
Mitarbeiter an Saphirs Berliner „Schnellpost", 1836 in Hamburg den 
„Argus" begründet hatte, schrieb Hebbel an Elise Lensing: „Ein arm- 
Bartels, Herkunft 5 
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