Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

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schaffen, fiel freilich auch öfter gehörig herein. Am besten hat ihn Grill 
parzer charakterisiert: 
„Der Teufel wollte einen Mörder schaffen 
Und nahm dazu den Stoff von manchem Tiere: 
Wolf, Fuchs und Schakal gaben her das Ihre; 
Nur eins vergaß der Ehrenmann: den Mut! 
Da drückt' er ihm die Nase ein voll Wut 
Und rief: Lump, werd' ein Jud' und rezensiere!" 
Der letzte Ehrgeiz Saphirs war, sich Napoleon III. vorstellen zu lassen, 
was er auch erreichte. — Ziemlich ganz mit Paris verknüpft ist das 
Schicksal der Leontine Romainville (aus Hamburg, 1795—? — sie 
hieß aber doch wohl anders), die dort den Bankier August Leo heiratete. 
1831 veröffentlichte sie „Die beiden Liberalen. Aus den Memoiren eines 
jungen Parisers". Auch der Schauspieler Eduard Jerrmann (aus 
Berlin, 1798—1859), der den wundervollen Trick erfand, zugleich Karl 
und Franz Moor zu spielen, war längere Zeit in Paris und debütierte auf 
demMisatro frangais. Er ist Reiseschriftsteller wie so viele Jungdeutsche 
und hat auch eine Novelle „Die Jüdin von Toledo" geschrieben. Endlich 
gelangte auch Maximilian Leopold Langenschwarz (aus Rödelheim 
bei Frankfurt a. M., 1801—?) nach Paris, und zwar als Wasserdoktor 
Langenschwarz-Rubini, nachdem er vorher als Nachfolger O. L. B. Wolffs 
als Improvisator durch die Welt gezogen war und allerlei Zeitschriften 
und Bücher, u. a. „Die berühmtesten Calembourgs und Witzmomente" 
herausgegeben hatte. Jmmermann verspottete ihn im „Münchhausen". 
— Oskar Ludwig Bernhard Wolfs (aus Altona, 1799—1851), 
„Deutschlands erster Improvisator", stand bekanntlich auch vor Goethe 
und ward dann Professor am Gymnasium zu Weimar, später außerord. 
Professor in Jena. Er hat unendlich viel zusammengeschrieben. Dich 
terisches und Historisches, auch 14 Bände gesammelte „Schriften" her 
ausgebracht. Seine Romane sind zum Teil bedenklich, Seitenstücke zu 
Heinseschen Romanen. — Ein Vetter Heinrich Heines war Hermann 
(eigentlich David Bär) Schiff (aus Hamburg, 1801—1867), der nach 
einem verbummelten Leben im Hamburger Armenhause starb. Für seine 
ersten Erzählungen usurpierte er den Namen Balzacs, erwies aber starkes 
Talent. Als sein Hauptwerk gilt jetzt der komische Roman „Schief- 
Levinche mit seiner Kalle". Goedeke bemerkt bei ihm: „Ich habe ihn
	        
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