Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

57 
war ein Witwer mit fünf Kindern, stattlich und ernst, hart, rücksichts 
los und geizig", sagt Ludmilla Assing) spricht durchaus nicht dagegen. 
Kein vernünftiger Mensch wird etwas dagegen haben, daß man alle 
diese Dinge gründlich untersucht, da sie denn doch außerordentlich in 
teressante Einblicke in das Rasseproblem gestatten würden, und mehr 
habe ich ja auch nicht gewollt, keineswegs wissenschaftliche Tatsachen 
zu überliefern gestrebt. Daß Ludwig Achim von Arnim, wie das oft 
genug vorkommt, trotz antisemitischer Gesinnung den jüdischen Bluts 
tropfen in Bettina zuerst nicht erkannt habe und später, nachdem er ihn 
erkannt, in seinem Antisemitismus bestärkt worden sei, halte ich für 
psychologisch durchaus möglich." Heute, wo ich die Methoden der Juden 
besser kenne, nehme ich an, daß Geiger, indem er die Angelegenheit auf 
Frank-Laroche zuspitzte, von den Brentanos ablenken wollte. Es hat mir 
zwar inzwischen ein Herr von Arnim geschrieben, daß der Stammbaum 
der Brentanos gedruckt vorliege (herausgegeben von Lujo Brentano) und 
judenfrei sei, aber, so wenig ich auch Mißtrauen in die mir gegebene Er 
klärung setze, ich habe neuerdings Clemens' und Bettinas Werke wieder 
gelesen und bin jetzt skeptischer als je. Clemens' „Märchen von dem 
Baron von Hupfenstich" hat mich, wie in der Neuausgabe meiner Lite 
raturgeschichte zu lesen, geradezu jüdisch angemutet, und daß Bettina 
nicht bloß in dem „Briefwechsel mit einem Kinde" für das Judentum 
eintritt, sondern auch noch in der „Günderode" (der edle Jude Ephra 
im), in „Clemens Brentanos Frühlingskranz" (die edle Jüdin Veil 
chen) und den „Gesprächen mit Dämonen" (Unterredung mit dem Für 
sten Primas) ausgesprochene Jüdenpropaganda treibt, hat sie mir immer 
bedenklicher gemacht. Überhaupt Bettinas ganzes Wesen! Sie spielt 
ewig Theater, und Takt hat sie auch nicht. Also, auf den „Blutstrop 
fen" beschränke ich mich heute nicht mehr, wenn ich auch die deutsch- 
italienisch-jüdische Mischung noch festhalte. Auch Bettinas Verhältnis 
zu dem Buchhändler Moritz Veit (aus Berlin, 1808—1864), der 
auch dichtete — man vergleiche den Essay von Geiger in „Die deutsche 
Literatur und die Juden" — wäre hier noch heranzuziehen. — Ähnlich 
wie zu den Brentanos stehe ich zu den Devrients, die zum Teil auch im 
Semikürschner zu finden sind. Man pflegt den Namen wohl auch fran 
zösisch auszusprechen, aber er ist natürlich weiter nichts, als de Vrient, 
Freund, und ich vermute, daß hier, wie bei den meisten Freunds, jüdische
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.