Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

7. 
Es ist kein Zweifel, daß die jüdische Macht im letzten Jahrzehnt vor 
dem Weltkrieg gewaltig angewachsen ist, nicht nur auf politischem und 
wirtschaftlichem, auch auf kulturellem Gebiete: Das Wort des Juden 
Moritz Goldstein (aus Berlin, 1880 geb., jetzt Redakteur der „Voss. 
Zeitung") im „Kunstwart" von 1912: „Wir Juden verwalten den gei 
stigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und Fähigkeit dazu 
abspricht" war zwar stark übertrieben, aber insofern stimmte es, als es 
den Juden in der Tat immer mehr gelang, eine jüdisch-deutsche Schein 
kultur an die Stelle der wirklich deutschen zu setzen, freilich nur für den 
Tag und die Oberfläche. Ich kann hier nicht auf die letzte Regierungs- 
zeit Wilhelms II. und auf Weltkrieg und Revolution näher eingehen: 
Hoffentlich kommt einmal der Geschichtschreiber, der alles in stetem 
Hinblick auf das Judentum darstellt. Wenn ich hier von Staatsmännern 
Bethmann-Hollweg, der allerdings kaum jüdischen Blutes (vgl. Semi 
gotha 1913, S. 501), aber wohl jüdisch eingestellt war, dann Bernhard 
Dernburg, einmal Staatssekretär deö Reichskolonialamts, und Hugo 
Preuß, den Schöpfer der Weimarischen Verfassung, nenne, von Poli 
tikern und Parlamentariern Gustav Stresemann (jüdisch verheiratet), 
Ludwig Haas, Hugo Haase, Helphant-Parvus, Radek-Sobelsohn (bei 
der deutschen Revolution stark beteiligt), Oskar Cohn, Karl Liebknecht, 
Rosa Luxemburg, von Gelehrten Alfred Pringsheim, Heinrich Fried 
jung, Paul Ehrlich, Sigmund Freud, Georg Simmel, Karl Joöl, Albert 
Einstein, von populären Schriftstellern Oskar Bie, A. H. Fried, Walter 
Rathenau, Martin Buber, von Literaturhistorikern und Kritikern Max 
von Waldberg, Otto Pniower, Oskar Walzel, Ernst Heilborn, Arthur 
Eloesser, Max Meyerfeld, Friedrich Hirth (Hirsch), Friedrich Gundolf 
(Gundelfinger), Siegfried Jacobsohn, Kurt Pinthus — wenn ich diese 
bekannten Namen nenne, die durch allerlei neuere aus der Republik noch 
eine starke Ergänzung finden könnten, so begreift man schon so ungefähr, 
wie es stand und steht. Die herrschende Literaturrichtung wird nun der 
Expressionismus, den man, wie erwähnt, öfter einfach als jüdisch bezeich 
net hat — das geht zu weit, aber daß die jüdische Aufgeregtheit, Schreie 
rei und Stammelei bei ihm eine große Rolle gespielt hat, ist nicht zu 
bestreiten. Überhaupt tritt das Judentum gerade bei der jüngsten Ent- 
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