Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

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Kämpfe einer Mädchenseele", „Mutterschaft", „Doppelseele", „Rote 
Tage", wird im Brümmer als Tochter des Engländers John Benisson 
James aufgeführt — das Benisson und die Werktitel machten mich 
etwas mißtrauisch. Die von „Bühne und Welt" 1.901 preisgekrönte 
Dramatikerin Helene Hirsch (aus Nemoschitz bei Pardubitz inBöhmen, 
1863 geb.) steht im Semikürschner (Mutter eine „Prager"). Durch 
Selbstmord starb die von Karl Emil Franzos und — Ernst II. von 
Sachsen-Koburg-Gotha geförderte Juliane Dery, eigentlich Deutsch 
(aus Baja in Ungarn, 1864—1899), Verfasserin von Novellen und 
Dramen, die in Paris lebte und, wie es scheint, bedenkliche politische Be 
ziehungen (Dreyfus) unterhielt. Eine Schwester der Frau von Heyking, 
Irene Gräfin von Flemming (aus Baden, 1864 geb.) heiratete in erster 
Ehe einen Grafen Oriola (nicht verdächtig, s. Semigotha, Allianzenband) 
und in zweiter den englischen Major John Forbes-Mosse (eher verdäch 
tig). Sie ist Lyrikerin. — Carry Brachvogel, geb. Hellmann (aus 
München, 1864 geb.) darf als eine sehr kluge jüdische Unterhalterin 
gelten („Alltagsmenschen", „Der Kampf um den Mann", „Die große 
Gauklerin"), verfaßte auch Monographien von der Pompadour, Katha 
rina II. von Rußland, Maria Theresia. Sogar politisch betätigte sich 
Klara Schachne (ps. Klara Schott, aus Meseritz, Posen, 1864 geb.), 
wurde aber dann doch „Märchentante" und leichte Erzählerin („Coups 
geschichten", „Boudoirgeschichten" usw.). Ohne Zweifel Jüdin ist auch 
Marie Eugenie delle Grazie (aus Weißkirchen in Ungarn, 1864 
geb.), die Verfasserin des modernen Epos „Robespierre", auch eines 
„Hermann", eines Trauerspiels „Saul" und moderner Dramen, sowie 
von Erzählungen — schon ihre Bilder sprechen ganz deutlich. Unglaub 
lich viel leichte Bühnenware gab Olga Steiner, verh. Schlesinge.r 
(aus Breslau, 1865 geb.), bezeichnenderweise auch ein Volksstück „Un 
term Christbaum". Jda Oppenheim (aus Eibenschütz in Mähren, 1865 
geb.), Tochter eines Rabbiners, schrieb zuerst „Efeuranken", Erzählun 
gen aus dem jüdischen Leben, dann Romane. — Den jüdischen Sozial 
demokraten Dr. Heinrich Braun heiratete Lily von Kretschmann, verw. 
von Gizycki (auö Halberstadt, 1865—1916), die Tochter eines preu 
ßischen Generals und Enkelin der Jenny von Gustedt, geb. von Pappen 
heim, die wieder eine Tochter Jeromes von Westfalen war. Sie gab die 
Erinnerungen „Im Schatten der Titanen", „Memoiren einer Sozia-
	        
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