Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

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spruch nahm. Die meisten Talente, die jetzt emporkamen, waren geborene 
Deutsche, und Naturalismus und Impressionismus, die von Frankreich 
hereindrangen, erhielten bei uns sehr bald ein gutdeutsches Gesicht. An 
ein Durchdringen des deutschnationalen Charakters in der modernen Be 
wegung war freilich nicht zu denken, dazu waren die Juden, die Berliner 
vor allem, von vornherein viel zu eifrig tätig, sie in ihr Fahrwasser zu 
lenken. Als die Sonne der neuen Dichtung wurde zuerst Ludwig Fulda 
gepriesen, aber es ging nicht auf die Dauer, er war nicht bedeutend ge 
nug. So wurden Liliencron, Sudermann und Hauptmann, dann noch 
Dehmel zu Führern erhoben. Alle sind denn auch nicht aus dem jüdischen 
Bann herausgekommen. Man braucht nur einmal das mit Porträts aus 
gestattete Buch A. von Hansteins „Das jüngste Deutschland" zu durch 
blättern, um sofort zu erkennen, welche Rolle das Judentum in der Be 
wegung gespielt hat. Fritz Mauthner, Eugen Wolfs, Leo Berg, Konrad 
Alberti als Kritiker, Franz Held, Hans Land (Hugo Landsberger) als 
Dichter sind schon beim frühesten Sturm und Drang beteiligt; Suder 
mann wird bekanntlich durch die Aufführung seiner „Ehre" in Blu 
menthals Lessingtheater berühmt, die Freie Bühne, die dann Haupt 
mann emporbrachte, wurde in einer Versammlung gegründet, die Ma 
ximilian Harden und Theodor Wolfs einberufen hatten, und ihr 
erster Vorstand bestand aus den Herren Otto Brahm, Paul Jonas 
und S. Fischer, dem Verleger, lauter Juden. Da immerhin die anti 
semitische Bewegung auch stärker wurde, hätte alles noch einen anderen 
Verlauf nehmen können, aber da begann die Ara Wilhelms II., Bis 
marck wurde entlassen, und nun war keine Hoffnung mehr. Es wird ja 
genügen, wenn ich die Namen der Unternehmer Ballin, Rathenau, Mosse, 
Scherl und Ullstein, von Politikern Otto Arendt, Eduard Bernstein, 
Karl Kautsky, Bruno Schönlank, von Gelehrten Hermann Cohen, Ju 
lius Wolf, Ludwig Stein, Otto Binswanger, Paul Ehrlich, Albert Neis- 
ser, von Literaturforschern und Kritikern Albert Bielschowsky, August 
Sauer, Max Koch, Richard M. Meyer, Maximilian Harden, G. Wit- 
kowski, Alfred Kerr hierhersetze, um den jüdischen Einfluß am Ausgang 
des neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zu kenn 
zeichnen. Presse, Theater, Universitäten, dann auch das deutsche Leben 
als Ganzes verjudeten immer mehr. Auf dem Gebiete der Literatur wurde 
die gesunde Entwicklung der Heimatkunst, die vor allem auch gegen den
	        
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