Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

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Kohn". Über ihn, der in Paris lebte, muß noch ausführlich geschrieben 
werden. Bei Fritz Mauthner (aus Horsitz bei Königgrätz, 1849 bis 
1923) dürfte das kaum nötig sein, so viel er auch veröffentlicht hat: Er 
bleibt trotz mancher nützlicher sprachlicher Arbeiten der Mann der paro- 
distischen Studien „Nach berühmten Mustern" — hat er doch auch 
parodistische Romane zustande gebracht. Mann des „Berliner Tage 
blatts" war er ja auch. Maximilian Bern (eigentlich Bernstein, aus 
Cherson in Rußland, 1849—1923) erlangte seinen Ruf als Antholo- 
gist, hat aber auch einige stimmungsvolle Novellen geschrieben, Adolf 
Dessauer (aus Frankfurt a. M>, 1849 geb.), Bankdirektor in Wien, 
ps. Erwin Balder, gab Romane, u. a. „Großstadtjuden" und Humo 
ristisches, Ferdinand Groß (aus Wien, 1849—1900) fast nur Feuil 
letons. Für einen Juden gehalten wurde vielfach auch der Berliner 
Rechtöprofessor Joseph Köhler (aus Offenburg in Baden, 1849—1919), 
der auch ziemlich viel Dichterisches veröffentlichte; er hat seine jüdische 
Herkunft aber bestritten. Unzweifelhafte Juden sind Karl Weiß, ps. 
C. Karlweis (aus Wien, 1850—1901), Schöpfer vieler Lustspiele und 
Volksstücke wie „Paul de Kock" (sein Anfang!) und „Das grobe 
Hemd", Leopold Adler (aus Eibenschütz, 1850—1919), Oberregisseur 
und Dramaturg am Kgl. Schauspielhaus zu Berlin und Verfasser des 
Schauspiels „Das Buch Hiob", Robert Pohl (aus Prag, 1850 geb.), 
Schwankdichter und Librettist — Titel wie „Er kann nicht untreu werden", 
„Der keusche Joseph" und „Strumpf ist Trumpf" sprechen ja deutlich 
—, Friedrich Kohn, ps. Paul d'Abrest (aus Prag, 1850—1893), 
Verfasser der „Geschichten aus der Pariser Belagerung" und Korre 
spondent des „Nsmp8" in Wien. Im Semikürschner steht auch Eduard 
Poetzl (aus Wien, 1851—1914), einer der fleißigsten Arbeiter auf dem 
Gebiet der Wiener Skizze — er hat aber, wohl mit Recht, dagegen pro 
testiert — ferner Franz L. Hoffmann (aus Dresden, 1851 geb.), ein 
Sohn des Hornvirtuosen Joseph Lewy Hoffmann, der sich Arnold 
von der Passer nennt und eigentlich nichts Böses verbrochen hat. 
Marco Brociner (aus Jassy in der Moldau, 1852 geb.) ist also rumä 
nischer Jude und hat auch in seinen Romanen und Novellen hauptsächlich 
das rumänische Leben behandelt. Daß Alfred von Berger (aus Wien, 
1853—1912), Direktor des Hamburger Deutschen Schauspielhauses und 
dann des Wiener Burgtheaters, auch Dichter („Habsburg", Märchen-
	        
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