Volltext: Statistik der Bodenproduktion von Oberösterreich

LXI 
Die Domäuenforste werden nach bestimmten Wirthschaftsplänen im 80 - bis 100jährigen Umtriebe behandelt , vorherrschend mittelst Kahlschlägen abgetrieben und durch künstliche Cultur verjüngt . Besamnngshiebe erscheinen nur als vereinzelte Ausnahmen . 
In den bäuerlichen Waldungen wird der Plenterhieb geführt und die jährliche Ausbeute mit zwei tauglichen Stämmen vom Joch angenommen . Von einer künstlichen Nachzucht ist kaum irgendwo die Rede ; demgemäß find auch die Pflanzschulcn in einem Zustande größerer oder geringerer Vernachlässigung . Das Nutz - und Bauholz wird meist am Stocke , Buchenholz fast nur als Scheitholz verkauft , eine geringe Menge als Gerüthholz zur Anfertigung von Schaufeln und Rechenkämmen verwerthet . Die bei den Durchforstungen wonnenen Birken finden als Reisstangen Absatz . 
Der nördliche Theil des Gebietes mit den Gerichtsbezirken Schärding , Raab , Peuerbach weist allerdings auch einige Forste auf , welche aber eine ver - hältnißmäßig geringere Ausdehnung und nicht jenen Zusammenhang haben , wie dies bei den letztbeschriebenen Waldungen der Fall ist . Hier sind die Wälder regelmäßiger lind in kleineren Parzellen vertheilt und von anderen Culturarten umgeben . 
Von Schärding den Inn abwärts bis Passau zunächst der Donau , dann mit wenigen Unterbrechungen dem Laufe dieses Stromes bis Aschach folgend und wieder von Wilhering bis Linz bilden Granit und Gneis in mehr oder weniger vorgeschrittenem Stadium der Zersetzung die Bodenunterlage des waldes . Im Osten dieses Gebietes finden sich tiefe Lehm - , hie und da auch nicht unbedeutende Mergellager . 
Neben der Fichte , die an 60° / « der vorhandenen Holzarten ausmacht , ist die Birke am stärksten — nahezu mit 30° / » — vertreten . Die Eichen und Buchen participiren zusammen mit 6 " / » , Föhren und Erlen mit 4° / « . 
Die Hochwälder des V . Gebietes haben im Laufe der Jahre durch reiche Devastationen viel an ihrer Ausdehnung und Bedeutung verloren . Weite Flächen wurden gerodet , ohne neuerlich einer ihrer bisherigen mung entsprechenden Cultur zugeführt worden zu sein . Nichtsdestoweniger ist noch jetzt die Gesammt - Ausbeute an Holz aller Art eine beträchtliche . 
Zahlreiche Sägcmühlen verarbeiten große Massen der schönsten Stämme zu Ladenzeug ; Scheiter , Bau - und Werkholz finden zu günstigen Preisen Absatz ; aus Buchenholz eräugte Radfelgen werden weit verführt . Im Kobernauser Walde erfolgt der Verkauf an Händler ; Großgrundbesitzer veranstalten meist Licitationen ; in bäuerlichen Waldungen wird gewöhnlich nach dem Stamme verkauft . Mißt ein solcher im Durchmesser 18 Zoll ( 47 Centimeter ) , so wird er wohl mit 10—15 fl . bezahlt . Zuweilen findet der Verkauf des Holzes nach ganzen Flächen statt ; dann wird ein Joch durchlichteter Hölzer um einen 
Preis von 600 bis 900 fl . hintangegeben . Nicht selten findet sich die zeugung von Holzkohlen . 
Zu einem Weiler werden in der Regel 17 Klafter 30zöllige Scheiter schwächerer Sorte gestellt , die ca . 200 Körbe ä 2 Metzen Kohlen liefern , welche mit 34—40 kr . per Metzen ( 28—32 kr . per Hektoliter ) bezahlt werden . Der Brntto - Ertrag eines solchen Weilers berechnet sich demnach mit 136—160 fl . , das Reinerträgniß mit 30—50 fl . und darüber . Das Astholz wird zu Bund - holz - Bürdl verarbeitet und mit 2—4 kr . per Stück bezahlt . Bäuerlichen sitzern dient dieses Brennmaterial zur Deckung des Hausbedarfes , gleichwie das Stockholz von ihnen zum Ziegelbrennen benützt wird . Einen guten trag liefert das Stangenholz , welches für Zwecke des Hopfenbanes Verwendung findet und den Preis von 8—15 kr . für die Stange erreicht . Die arbeiter , welche nicht iin festen Taglohn stehen , werden nach Einheitspreisen entlohnt ; sie erhalten für die Klafter hergcrichtetes Holz 70 kr . bis 1 fl . 40 kr . 
Zu den früher erwähnten Nebcnnutzungen der Forste , dem Streurechen und der Harzgewinnung , ist noch der Ausbeute an Waldgras und der weide zu gedenken . 
Das Strenrechen , welches ehevor als Servitut auf den großen Forsten haftete und dieselben im Ertrage und Werthe bedeutend heruntcrbrachte , ist nunmehr wesentlich beschränkt . Bon 2000—3000 Fuhren , welche in früherer Zeit alljährlich dem äußeren Kobernauser Forste allein entnommen wurden , ist man dermalen auf 422 herabgegangen . Ungeachtet dessen wird noch jetzt au nmnchen Orten ganz ausgiebig Streu gesammelt , oft bis zu 2 Fuhren vom Joch im Jahre , man setzt diese Streusammlung so lange fort , bis der Schotter zu Tage liegt . Die solchergestalt ruinirten Stellen werden dann nach Abtrieb ihres spärlichen Holzes , bestehend aus Kiefern und Birken , durch Abbrennen von den zurückgebliebenen Wurzeln , dem Gestrüppe und Reisig u . dgl . befreit und nach flüchtiger Umwnhlung mit der Schaufel oder Haue , mit Roggen baut . Das daraus gewonnene Produkt wird als reines Saatkorn geschätzt . Ist das Korn abgeerntet , so wird die Fläche entweder dauernd in Ackerland verwandelt , in welchem Falle demselben Erde behufs Verbesserung des Bodens zugeführt zu werden pflegt , oder sie wird sich selbst überlassen , worauf nach längerer Zeit zuerst die Birke , dann einige Kiefern und Fichten wieder erscheinen und ihr kümmerliches Dasein fristen , bis der frühere Proceß neuerlich beginnt . 
Die dem Holzwuchs ebenfalls schädliche Harzgewinnung war auf Pacht gegründet , welcher nunmehr erlischt , ohne wieder erneuert zu werden . Die dingungen waren derart gestellt , daß % des Ertrages dem Waldbesitzer , 2 / 5 dem Pächter zukamen . Ein Arbeiter war je nach Umständen in der Lage , in einem Tage 1—I V - Centner Harz zu sammeln und 1 fl . 50 kr . bis 2 fl . zu verdienen .
	        
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