XVIII
Gemeinden zwischen Steyregg und Mauthausen , in der Gegend von Kattstorf , Prägarten uttb Käfermarkt , Kleinhäusler und Taglöhner , welche einige Beete eigenen oder gepachteten Grundes mit der Kardendistel besetzten .
So dehnte sich der Bau innerhalb localer , von der Nachfrage und dem Preise gezogener Grenzen aus , bis er sich auf ein Areale von beiläufig 300 Joch mit einem Ertrage von 36 bis 80 Millionen Karden erstreckte . Dann trat ein Stillstand , wo nicht ein kleiner Rückschritt ein . Die reichischen Kardendisteln werden ihrer sehr guten Qualität wegen geschätzt und finden bereitwillige Abnahme nach Böhmen und Mähren , zum Theil auch nach Deutschland . Die besten Preise , die hier für dieses Produkt erzielt wurden , fallen auf das Jahr 1836 , zu welcher Zeit das Tausend mit 2 fl . 48 kr . Conv . - Münze bezahlt wurde ; schlechte Preise brachten die Jahre 1844 und 1846 mit 1 fl . 24 kr . und 1 fl . 12 kr . Conv . - Münze für das Tausend . Auch in neuerer Zeit kam es vor , daß sich das Tausend mit nur 1 fl . ö . W . bewerthete .
Weit wichtiger als die Weberkarde erwies sich im Laufe der Jahre , besondere für den Mühl - und den Jnnkreis , der Hopfen . Die Cultur dieses Gewächses oder mindestens dessen Vorkommen in Oberösterreich datirt aus uralter Zeit . Der Geschichtschreiber Jodoc Stütz , Probst zu St . Florian , einstens Präsident der k . k . Landwirthschafts - Gesellschaft zu Linz , erwähnt in seiner Geschichte des Cistercienser - Klosters Wilhering eines Urbars vom Jahre 1287 , in welchem 38 Stift Wilheringer Unterthans - Besitzungen namentlich aufgeführt sind , welche zu diesem Stifte nebst anderen Giebigkeiten auch je 1 bis 1% Metzen Hopfen in natura abzuliefern hatten .
Es ist allerdings möglich , daß diese Giebigkeit aus die Sammlung von wilden Hopfen sich bezog , der in den ausgedehnten Auen , sowie an den mit Gestrüppe versehenen felsigen Bergabhängen der Umgebung vorzüglich gedeihen mochte , allein jedenfalls hat man den Werth dieses Produktes schon damals zu schätzen gewußt , wenn vielleicht auch nicht in dem Maße , wie 600 Jahre später . Erst in diesem Jahrhundert gelangte hier die Cultur des Hopfens zu der ihr gebührenden Beachtung . Ob sie früher im Jnnkreise oder im Mühlkreise zur Geltung kam , mag zweifelhaft sein , gewiß aber ist , daß schon vor dem Jahre 1820 ein ehemaliger herrschaftlicher Director , welcher aus Böhmen nach Ottensheim an der Donau übersiedelt war , auf einem ihm eigenthümlichen Besitze den Hopfenbau ans einer größeren Grundfläche betrieb . Von dort kamen einige Fechser nach Neufelden im Mühlkreis , dem gegenwärtigen Hauptsitze des Hopfenbaues und Hopfenhandels . Mangelhafter Absatz , hervorgerufen durch das Mißtrauen der Brauer in das einheimische Produkt , hemmten indessen seine Verbreitung , bis endlich ein intelligenter , fortschrittsfreundlicher Brauer , der Gutsbesitzer von Langhalsen , Johann Paul Löffler , selbst größere Pflanzungen anlegte und zum Theil als Käufer für die Erzeugnisse benachbarter Pflanzer
austrat . Ungewöhnlich hohe Hopfenpreise und ausnehmend reiche Erträgnisse in Jahren , in welchen sich auf anderen Produktionsgebieten Mißernten stellt hatten , ließen den Erlös aus dem Verkaufe der Ernte in manchen Fällen bis auf 2000 fl . pr . Joch ( 3480 fl . pr . Hektar ) steigen . Die natürliche Folge dieses Zusammentreffens günstiger Umstände war eine außerordentliche rung der Hopfengärten , die in wenigen Jahren eine gesteigerte Produktion und da diese Vermehrung sich auch auf andere Länder Oesterreichs und auf das Ausland erstreckte , eine rasche Entwerthung desselben mit sich brachte . Die Zeit , in welcher es schien , als ob das arme Mühlviertel zu einem Californien Oberösterreichs werden sollte , war vorüber ; die Lust zum Hopfenbau nahm ab , und dieser wurde in seine natürlichen Grenzen , von dem fetten Weizenboden hinweg auf die luftigen Bergesrücken und Abhänge gewiesen . Der höchste Ertrag an Hopfen wurde gegen Ende der 1860er Jahre mit circa 10 . 000 gramm erreicht ; nunmehr schwankt er zwischen 4000 bis 8000 Kilogramm , ein Sinken der Produktion , welches nicht ungünstigen Erträgen , sondern schließlich einer beschränkteren Cultur zuzuschreiben ist .
Zu jenen Erzeugnissen , welche gleich den vorgenannten eine Ausdehnung der Anbauarea nicht erfahren haben , ja bei welchen in dieser Beziehung ein Rückgang wahrzunehmen ist , gehört auch der Flachs . Bessere Fruchtprcise , die eine Reihe von Jahren hindurch eintraten , das Zurückgehen der industrie in jenen Bezirken , in welchen der Flachsbau hauptsächlich betrieben worden war , die schlechte Bezahlung , welche für den hierländigen Brechelflachs gewährt wurde , das Vorhandensein eines billigen Ersatzmittels für die Leinwand in den Baumwollgeweben haben auf diese Abnahme Einfluß geübt . Hierzu kommt weiters , daß die bedeutenden Giebigkeiten an Leinwand und Leinenwaaren , welche die Dienstleute früher fast allgemein als bedungene Entlohnung neben Bargeld erhielten , in manchen Gegenden beschränkt , beziehungsweise in Geldlohn umgewandelt wurden . Der Bauer sieht sich nun nicht mehr gezwungen , lich ein Stückchen Feld mit Lein zu besäen ; es genügt ihm nun oft die gleiche Fläche , um seinen Bedarf für zwei Jahre auf einmal zu decken .
Die Qualität des Rohproduktes ist , je nach dem Vorhandensein aller für dessen Werthbestimmung maßgebenden Bedingungen , in den einzelnen Anbau - Bezirken und Jahrgängen eine sehr wechselvolle . In dieser Beziehung hat sich durch die zunehmende Verwendung von russischer und Tiroler Leinsaat ein erfreulicher Fortschritt bemerkbar gemacht . Die Benützung von frischem Original - Samen an Stelle des ausgebauten heimischen Samens hat auf die Ausgiebigkeit des Ertrages bei Sicherung einer guten Qualität vortheilhaft eingewirkt , und es ist nur noch zu wünschen und anzustreben , daß die Behandlung des strohes in seiner ersten und wichtigsten Bereitungsart , der Röste , eine gemäßere und zuträglichere werde .