Volltext: Statistik der Bodenproduktion von Oberösterreich

dieser ergibt sich richtiger , indem man die Zahl der vorhandenen Dienstboten mit der Grundfläche jener Culturarte» in Vergleich setzt , welche die meiste beitsleistung in Anspruch nehmen . Hieher gehören die Accker , die Wiesen und Gärten . Wald kann um so mehr außer Betracht gelassen werden , als eines - theils die betreffenden Arbeiten in der Regel erst dann vorgenommen werden , wenn alle anderen Verrichtungen in Feld und Hof besorgt sind , und als anderntheils von den außer Berechnung bleibenden „ Taglöhnern " des Bolks - zählungs - Opcrates wohl ein guter Theil als Holzknechte Verwendung findet . 
Es stellt sich sonach heraus , daß auf je 7 Joch ( genauer 6 Joch 1252 Q° ) der bezeichneten Culturarte» , nämlich Feld , Wiese , Gärten , ein Dienstbote kommt . Diese Zahl entspricht den thatsächlichen Verhältnissen am besten , da erfahrungsgemäß hier zu Lande Bauernwirthschaften mit 20 bis 30 , 40 und 50 Joch Grund , in welchen wie üblich die Bäuerin selbst die Küche besorgt , und bei welchen die Lage der Gründe rücksichtlich des Terrains , der Parzellirung und der Entfernung vom Hofe keine Ausnahme bedingt , 3 , 4 und 5 bis 7 ständige Dienstboten halten . 
Nach den Volkszählungs - Ausweisen vom Jahre 1869 stellt sich die Zahl der Taglöhner zu der der Dienstboten wie 35 : 100 , ein Verhältniß , welches unzweifelhaft einer steten Aenderung in dem Sinne entgegcngeht , daß die Zahl der Taglöhner zunimmt . Diese Zunahme ist um so nothwendiger , als nur durch sie den gegenwärtig vorhandenen Mißständen in den Dienstboten - Verhältnissen abgeholsen werden kann . 
Wohn - und Wirthschaftsgebäude . 
Die Wohn - und Wirthschaftsgebäude sind im Allgemeinen gut , in den fruchtbareren Gegenden sogar mit einem gewissen Luxus hergestellt . Der österreichische Bauer , der durch Fleiß , Sparsamkeit und verständigen Betrieb seines Gutes einen erfreulichen Grad von Wohlhabenheit erreichte , hält etwas darauf , ein stattliches , solides Gebäude zu besitzen und über große wohnliche und wirthschaftsiche Räumlichkeiten zu verfügen . Obgleich die Familie selbst nur wenige Wohnzimmer beansprucht , so werden doch eine Menge von Stuben und Kammern benöthigt , die zum Theil schön eingerichtet , als stücke für Besucher dienen , theils auch zur Aufnahme von Vorräthen an Leinwand , Flachs , Mehl , Obst , Leder und dergleichen bestimmt sind . 
Solche Häuser sind gewöhnlich einen Stock hoch ; im Viereck aus gut brannten Ziegeln erbaut , deren Fugen verstrichen oder mit Kalk ausgegoßen werden oder die vollständig mit einem Mörtelanwurf bedeckt sind . Die vier Fronten messen zwischen 30—60 Meter und es beträgt dem entsprechend die verbaute FlächeL—36 , ausnahmsweise sogar 57 Ar . Da finden sich unterirdisch geräumige 
Keller zur Einlagerung des Obstmostes , des Sauerkrautes , der Kartoffeln , des müses und der Milch . Oberhalb des Mostkellers ist das Preßhaus angebracht , in dessen Mitte der sogenannte Roßwalzel , eine mühlsteinähnliche Scheibe von 1% Meter im Durchmesser steht , welche durch ein Pferd in Bewegung gesetzt , zum Zermalmen des Obstes verwendet wird . Von den Pressen läuft der Most in den Keller und direct in Fässer , für deren gute Aufbewahrung im leeren Zustande durch trockene und feuersichere Räume gesorgt wird . Auf eine derartige zweckmäßige und die Arbeit fördernde Einrichtung des Preßhauses wird ein um so größerer Werth gelegt , als die jährliche Erzeugung an Eider in jedem größeren Bauernhause gegen hundert , in nicht wenigen sogar an tausend Hectoliter betrügt . 
Eine wichtige Localität ist die Mair - oder Gesindestube , in welcher für gewöhnlich die Mahlzeiten eingenommen und verschiedene häusliche Arbeiten verrichtet werden . Wo noch das Spinnen üblich ist , wird es von den Mägden an Wintertngen und Abenden hier betrieben . Schuster und Schneider schlagen ebenfalls daselbst ihre Werkstütte auf , wenn sie behufs Wiederherstellung schadhafter oder Anfertigung neuer Bekleidungsstücke für die Familie des Besitzers berufen werden . Auch diese Handwerker arbeiten um Kost und ein mäßiges Taggeld ; denn der Bauer scheut die Garauslagen und sucht sie durch Gewährung der Verköstigung zu vermindern , ein Vorgehen , das sich nicht immer als ein wirthschaftlich richtiges herausstellt . 
Die Stallungen sind in den bessern Häusern gewölbt und die für das Hornvieh bestimmten , mit granitenen Futterbarren versehen . Auch Fenster - und Thürstöcke , Wasserbehälter , sowie die Wände der Schwcinstülle sind häufig aus diesem vorzüglichen Materiale gefertigt . In vielen Häusern besteht die Vorkehrung , daß der Bauer von seinem Wohnzimmer ans in den Pferdestall gelangen kann , um dort selbst zur Nachtzeit nachzusehen , im Falle die Pferde durch unruhiges Verhalten seine Aufmerksamkeit erwecken . Auch bei Feuersbrünsten wird diese Verbindung benützt , um nöthigenfalls die Pferde zu retten . 
Wo es irgend angeht , wird für das Vorhandensein von fließendem Wasser in Stallung und Küche gesorgt ; mangelt aber dieses , dann wird es durch Pumpwerk und Röhren an die Bedarfsorte geleitet . 
Eine nicht genug zu würdigende Einrichtung , welche seit mehreren Jahren eine große Verbreitung erlangt hat , ist die der hydraulischen Widder . Mittelst derselben ist es möglich geworden , so manche aus bedeutenden Anhöhen gelegene Wirthschaften , die bisher ihren Wasserbedarf mit großem Aufwand an Zeit und Arbeitskraft aus der Tiefe des Thales zuführen mußten , mit nützung der aus den Bergabhängen hervvrsprudelnden Quellen reichlich , oder doch hinreichend mit Wasser zu versorgen . 
Wohngebäude , Stallungen und Wagenschoppe , ober welchen der Futterboden hinläuft , nehmen 3 Seiten des Hauses in Anspruch ; die vierte Seite schließt die
	        
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