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aus dem Geist der damaligen Operationen erklären läßt.
Sie gehen dem Könige entgegen, um ihn anzugreifen; —
was war bei ihrer Überlegenheit natürlicher, sie hatten ja
die Hoffnung, ihn vielleicht noch unvereinigt mit der Vrcs-
lauischen Armee zu finden. Wie sie hören, daß er ihnen
schon so nahe ist, verlieren sie den Muth dazu und gehen
zur Vertheidigung über, aber ohne die Vortheile der¬
selben zu haben; nur einer bleibt ihnen, daß sie ihren Auf¬
marsch in Ruhe besorgen können, und nicht wie bei Mol¬
witz und Hohenfriedberg oder wie die Reichsarmee bei Ro߬
bach. in der Entwickelung schon geschlagen werden. Dieser
Vortheil war für die damalige Zeit sehr wichtig gegen ei¬
nen Feind, der in den Bewegungen e entschiedene Über¬
legenheit hatte. ,
§• 25.
Die Besetzung von Liegnitz.
Die Idee, "Liegnitz zu besetzen und zu halten, um
Friedrich den Großen damit zu beschäftigen, ist eine recht
veraltete, selbst für jene Zeit schon etwas veraltet, und für
die dringenden Umstände, in denen sich Friedrich der Große
befand, doppelt kleinlich.
§- 26.
Die Folgen der Schlacht von Leuthen.
Obgleich die Schlacht von Leuthen sich als der eigent¬
liche Wendepunkt und als der einzige Grund für die Räu¬
mung von Schlesien ausnimmt, welches man ihr auch um
so lieber einräumt, als der Verlust von mehr als 20,000
Mann in und gleich nach der Schlacht ein unerhörter Er¬
folg war, so ist doch diese Ansicht nicht vollkommen richtig.
Der Prinz Carl blieb immer noch an 40,000 Mann stark