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der Fronte durchzudringen. Nun war bis auf die Infan¬
terie der Garden die ganze Masse der französischen Armee
ins Gefecht gebracht und dieser Kampf dauerte nun noch
ein Paar Stunden ohne eigentlichen Erfolg fort, nämlich
bis gegen 7 Uhr. In diesem Kampfe wurden die gegen¬
seitigen Kräfte immer mehr erschöpft, und die Meinung ist
ziemlich allgemein gewesen daß Wellington sich kaum noch
der fernern Ansirengungen der Franzosen habe erwehren
können, daß er auf dem Punkte gestanden habe das
Schlachtfeld zu verlieren.
Aber diese Meinung bedarf doch einer nähern Bestim¬
mung. Wellington fühlte sich um 5 oder 6 Uhr wahr¬
scheinlich so geschwächt daß, wenn er an die noch in Re¬
serve stehenden Garden dachte und den entscheidenden Stoß
von diesen gegen sich gerichtet sah, ohne daß ihn die
Preußen abwendeten, er sich zu schwach und das Ganze in
Gefahr sehen mochte. Aber wenn man von den Garden
abstrahirt und bloß auf Das sieht was etwa um 6 Uhr mit
einander im Kampfe begriffen war, so scheint eö doch daß
der Erfolg sich noch mehr für den Lord Wellington neigte
als für die Franzosen. Wenn man auch zugiebt daß die
verbündete Armee, weil sie nicht aus so guten Truppen be¬
stand, merklich mehr geschwächt worden sei als die französi¬
sche, so muß man doch nicht vergessen daß Wellington
68,000 Mann stark war, der Theil der französischen Ar¬
mee aber der gegen ihn focht etwa nur 45,000. Auch
scheint es, da die Franzosen schon die ganze Kavallerie an¬
wendeten, daß ihre Infanteriereserven ganz erschöpft gewe¬
sen sind, und wenn man an die grenzenlose Verwirrung
denkt in der sich ein Paar Stunden später Alles befand,
so kann man es kaum bezweifeln. Dagegen scheint Lord
Wellington doch immer noch viele Truppen gehabt zu ha-