Volltext: Die Feldzüge von 1799 in Italien und der Schweiz ; 2 (6 : 2 ; / 1834)

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beständigen Abreißen der Kolonne an Stellen wo die Leute 
einzeln mit Mühe und Gefahr über Felsenriffe hinweg¬ 
klimmen und klettern/ oder auf schmalen Stegen über Ab¬ 
gründen sich behutsam einer dem andern forthelfen mußten. 
Die Bataillone mußten dann von Zeit zu Zeit wieder ge¬ 
sammelt werden, das eine das andere abwarten, und so 
erklärt eö sich sehr natürlich wie 20 Stunden vergehen 
konnten ehe eine Division von 8- bis 10,000 Mann die¬ 
sen schwierigen Übergang vollzogen hatte. 
Der Zug des ganzen Heeres aber dauerte in ununter¬ 
brochener Folge vom 27. Morgens bis 29. Abends, also 
60 Stunden. Während dieser ganzen Zeit müffen wir 
uns also die nach der Vereinigung mit Auffenberg doch 
auf 25,000 Individuen zu zählende russische Armee den¬ 
ken wie sie in einer raupenartigen Bewegung langsam 
über den ungeheuren Bergrücken hinkriecht. Im Thal 
von Muotta erwarten die ersten sehnlichsi die Ankunft 
der folgenden, um in die freiere Gegend hinauseilen zu 
können; im Schächenthal stehen am Fuße des Berges die 
ineinandergeschobencn Bataillone ungeduldig den Zug an¬ 
zutreten und die Bergwand hinter sich zu bekommen, denn 
schon schallt von Altorf her das Rasseln eines wohlgenähr¬ 
ten Flintenfeuers, womit die Arriergarde gegen Le Courbes 
Angriff den Abzug deckt; auf den Abhängen des Gebirgs¬ 
rückens selbst keucht der arme schwer belastete Soldat ab¬ 
gehungert und mit entblößten Füßen die steilen vom Re¬ 
gen und von Wasserfällen schlüpfrigen Felsensiächen hinauf 
und dringt mit einer bis zum letzten Lebenshauch gestei¬ 
gerten Anstrengung nur weiter weil er das Gefühl hat 
nur so den Armen des Todes zu entgehen die sich hinter 
ihm aufthun. In allen Klüften zerstreut liegen Abthei¬ 
lungen um Athem zu schöpfen, erkrankte und erschöpfte 
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