Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz dritter Band (3 : Vom Kriege ; 3 ;)

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der ganzen Verteidigungslinie oder im Besonderen eines 
einzelnen Punktes. Es bleibt also dem überlegenen, auf 
große Schläge ausgehenden Angreifcnden immer das Mit¬ 
tel auf einem Punkt zu demonstriren und auf einem an¬ 
dern überzugchen und dann die ersten nachtheiligen Ver¬ 
hältnisse im Gefecht, welche ihn treffen können, durch die 
Überzahl und ein rücksichtsloses Vordringen gut zu machen, 
denn auch dies Letztere wird durch die Überlegenheit mög¬ 
lich gemacht. Ein eigentliches taktisches Forciren eines 
vertheidigten Flusses, indem man einen feindlichen Haupt¬ 
posten durch überlegenes Feuer und überlegene Tapferkeit 
vertreibt, kommt daher selten oder nie vor, und der Aus¬ 
druck eines gewaltsamen Überganges ist immer nur strate¬ 
gisch zu nehmen, in sofern der Angreifcnde durch seinen 
Übergang an einer gar nicht oder wenig vertheidigten Stelle, 
innerhalb der angeordnetcn Linie, alle Nachtheile, die ihm 
nach der Absicht des Vertheidigers aus seinem Übergang 
erwachsen sollen, bravirt. — Das Schlechteste aber was 
der Angreifende thun kann ist ein wirklicher Übergang auf 
mehreren Punkten, wenn sie nicht ganz nahe bei einander 
liegen und ein gemeinschaftliches Schlagen gestatten; denn 
da der Vcrtheidiger nothwendig getheilt fein muß, so be- 
giebt der Angreifende sich durch ein Theilen seiner Kräfte 
seines natürlichen Vorthcils. Dadurch verlor Bellegarde 
1814 die Schlacht am Mincio, wo zufällig beide Armeen 
zugleich an verschiedenen Punkten übergingen, und die 
östreicher mehr getheilt als die Franzosen. 
7. Bleibt der Vcrtheidiger diesseit des Flusses, so 
versteht es sich von selbst daß es zwei Wege giebt ihn 
strategisch zu besiegen: entweder indem man dessenungeachtet 
auf irgend einem Punkt übergeht und also den Verthei- 
diger in demselben Mittel überbietet, oder durch eine Schlacht. 
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