Kirchenfond wurden als damalige Ausleihkassen (zu 4 bis 6 °/o) stark in
Anspruch genommen und erlitten durch zu freigebige Darlehen
manchmal auch Verluste; so wurde i. 1.1702 ein kleines Tagwerker¬
häusl um 5 fl verlizitiert, obwohl der Spitalfond 15 fl darauf geborgt
hatte; also waren damals die Kassenverwalter nicht so vorsichtig
wie die Direktionsvertreter der Schwanenstädter Sparkasse heut¬
zutage es sind!
Am Ende des 17. Jahrhunderts, meist aber erst im 18. Jahr¬
hundert wurden die meisten Stadtplatzhäuser und auch die am Stadt¬
graben ausgebaut, allerdings meist nur einstöckig mit hohen, scheinbar
zweistöckigen Fassaden, die zum Teile sehr geschmackvoll, ja künstlerisch
angelegt waren. Leider sind keine Baumeister beurkundet, da die meisten
Hausschriften verbrannt oder sonst verloren gegangen sind.
Übrigens behielten die meisten Häuser auch nach den großen
Stadtbränden i. I. 1815 und 1886 die alten zweistöckigen Fassaden
bei; einzelne wurden allerdings und zwar nicht immer vorteilhaft
modernisiert.
Mögen in Zukunft die Hausbesitzer von Schwanenstadt bei
allen Reparaturen und Neuerungen sich nicht von der „letzten Mode"
blenden lassen sondern wohl bedenken, daß speziell in eine alte
Kleinstadt wie Schwanenstadt eine ist, die Erhaltung des alten ein¬
fachen, aber gediegenen Hausbildes viel besser paßt als die pompösen
Formen der großstädtischen Bauweise.
Hier sei auch noch einiger Alt-Schwanenstädter Großbetriebe
gedacht, die unser Städtchen auch in weiteren Handelskreisen be¬
kannt machten.
Die ehemalige Musselin-Fabrik (heute Fridolin Iennystraße
Nr. 1) wurde schon 1784 von der Schweizer Firma Iemty-Aebli ge¬
gründet und von der Regierung durch besondere kaiserliche Privilegien
gefördert, um den österreichischen Textilmarkt vom Ausland unabhängig
zu machen. Die Fabrik entwickelte sich rasch und beschäftigte zur Zeit
der höchsten Blüte (von 1800 bis 1824) über 400 Personen auf
260 Webstühlen mit 2 Färbereien und 3 großen Bleichplätzen; außer¬
dem lieferten noch über 500 Weber im weiten Umkreis ihre Roher¬
zeugnisse an die Fabrik ab. Die Schwanenstädter Webfabrik war neben
der großen Zeugfabrik in Linz (heute Fabrikskaserne an der Donau¬
lände) das größte Textilunternehmen in Oberösterreich.