Volltext: Schwanenstadt - einst und jetzt

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bic wiederholten, zum Teil ergötzlichen, zum Teil aber auch unerquicklichen 
„Lontraversionen" und Reibereien der Bürgerschaft mit den Pfarrern, 
die im 17. Jahrhundert mehrfach vorkamen und die zu sehr eingehenden 
und verklausulierten Verträgen des Stadtrates mit den neu eintretenden 
Pfarrern führten, sind vielleicht zum Teil noch Nachwirkungen der 
ehedem protestantischen Gesinnung der Schwanenstädter. 
Immerhin „bequemten" sich die Stadtbürger schnell zum Katho¬ 
lizismus, die Bauernschaft der Pfarre aber blieb zum erheblichen Teile 
innerlich noch lange protestantisch gesinnt. 
Noch 1751 richteten mehr als 100 Bauern der Pfarre Schwanen- 
stadt an die Kaiserin Maria Theresia eine Bittschrift um ein „freies 
Lutherisches Exerzizium". 
Die persönlich sehr fromme und streng katholisch gesinnte 
Kaiserin glaubte aber die Religionsfreiheit nicht verantworten zu können, 
sondern machte ab 1752 bekanntlich weitere energische Versuche, die 
protestantisch gesinnten Landbewohner durch Missionen zum Katho¬ 
lizismus zu bekehren. Solche Missionsstationen wurden unter anderen 
auch um Schwanenstadt eingerichtet. Aber gerade die hiesigen erreichten 
den beabsichtigten Zweck nicht; viele Bewohner der eingepfarrten Land¬ 
gemeinden blieben bei ihrer protestantischen Überzeugung und als dann 
1752 die scharfen „Transmigrationsmaßregeln" einsetzten, wanderten 
auch aus der Pfarre Schwanenstadt eine Anzahl von bäuerlichen Familien 
lieber in das ferne Siebenbürgen aus, als daß sie sich vorbehaltlos zum 
Katholizismus bekannt hätten. Die Angaben früherer Historiker (siehe auch 
bei Kratschmer S. 30), daß von Schwanenstadt i. 1.1752 über 250 Köpfe 
nach Siebenbürgen auswandern mußten, ist aber sehr übertrieben. 
Die Regierung errichtete 1752 zur Durchführung ihrer Ma߬ 
nahmen vier weltliche Religionskommissariate, darunter auch eines 
beim Pfleggerichte Lambach; diesem unterstanden 12 Missionsstationen, 
darunter vier aus der Pfarre Schwanenstadt, nämlich je eine in Bach, 
Schlatt, Pieret und Desselbrunn. Aus dem ganzen Bezirke, also aus allen 
12 Stationen wurden von 1753 bis 1756 insgesamt 53 Familien mit 
147 Personen „translociert", also nach Siebenbürgen abgeschoben. Auf 
die Pfarre Schwanenstadt dürften davon 30 bis 40 Personen gefallen 
sein; die meisten stammten aus Breitenschützing und Hinterschützing, 
welche Ortschaften damals fast durchwegs protestantisch gesinnt waren'). 
’) Nach Akten des Lambacher Stiftsarchwes.
	        
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