Volltext: Schwanenstadt - einst und jetzt

„Zukirchen" (-Filialen) der Mutterkirche von Schwanenstadt erhielten 
aber erst in der Theresianischen Zeit um 1760 ständige Vicare, die vom 
Stadtpfarrer in Schwanenstadt ernannt wurden. 
Die älteste Kirche von Schwanenstadt soll der Sage nach an 
der Stelle der heutigen Philippikapelle, also am Berge gestanden sein. 
Diese Tradition gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß das heute 
kleine Philippikirchlein im 15. Jahrhundert wiederholt als „Gotteshaus" 
bezeichnet und bestiftet wird und eine Zwölfboten- (-Apostel) Kapelle 
als Neben- oder Anbau hatte, also von ansehnlicher Größe gewesen 
sein muß und bei der Bewohnerschaft in hohem Ansehen stand, wie 
verschiedene Stiftungen (so ano den Jahren 1419, 1444, 1456 und 
1515) bezeigen; auch ein päpstlicher Ablaßbrief vom Jahre 1401 wird 
erwähnt. Vielleicht wurde damals das uralte Kirchlein erneuert und 
auf die neuen Patrone Philippi und Jakobi eingeweiht. Später geriet 
das Philippikirchlein in Vergessenheit und Verfall; erst 1721 wurde 
die heute stehende Kapelle vom Ratsbürger Franz Sinti neu erbaut. 
Auch die abseitige und ziemlich isolierte Lage der Pfarr¬ 
kirche gegenüber dem ältesten Ortsgebiete von Schwans spricht dafür, 
daß die Kirche erst später in den Ort hinein gesetzt wurde. 
Vielleicht stand also die erste Micheli- und Pfarrkirche am 
Berge und wurde erst nach Ausdehnung des Ortes Schwans herab¬ 
verlegt, etwa um 1290, aus welchem Jahre der erste Indulgenzbrief 
für die Pfarrkirche erwähnt wird; solche Ablaßbriefe wurden ja ge¬ 
wöhnlich bei Neu- oder Umbauten von Kirchen verliehen. 
Auch die übrigen unter Schwanenstadt gehörigen Kirchen und 
Kapellen sind sehr alt: Die Kirche in Desselbrunn stand schon i. I. 
1385, die Kapelle im ehemaligen Schlosse Mitterberg erhielt schon 
1423 und die Kirche St. Leonhard in Desselbrunn schon 1482 eine 
Wochenmesse gestiftet und von der Kapelle Heil. Kreuz in Hainbach 
bei Niederthalheim sind von 1552 an Stiftungen genannt. 
Die Einkünfte der Pfarre Schwanenstadt waren ehedem sehr 
namhafte; im 14. Jahrhundert wurden die Geldpfründen dieser Pfarre 
allein auf 50 bis 60 Mark Silber jährlich veranschlagt, während ge¬ 
wöhnliche Pfarreien nur 20 bis 30 Mark trugen. Nach einer Zu¬ 
sammenstellung über das Einkommen eines jeden Pfarrherrn von 
Schwans aus dem 15. Jahrhundert waren zur Pfarre 89 Bauern¬ 
güter zehentpflichtig, darunter 21 von Rüstorf und 14 von Desselbrunn.
	        
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