Volltext: Schwanenstadt - einst und jetzt

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beschäftigte sich mit Leinen- und Leinwandhandel; das entnehmen wir einem 
kleinen pergamentenen, mit Silberstift beschriebenen, in Leder gebundenen 
und mit zierlichen Silberschließen versehenen Lagerbüchlein, das mit zum 
Inventar des Fundes gehört, hauptsächlich von Weineinkäufen des Paul 
Pierstl in Niederösterreich handelt und Aufzeichnungen enthält, die aus 
den Jahren 1645, 1651, 1652 und 1659 herrühren. Auch eine Anzahl 
der mitgefundenen Gebrauchsgegenstände wie z. B. ein hölzerner Wein¬ 
heber und eine Messingpipe deuten auf den Weinhandel hin und 
auch auf die Fülle der mitgefundenen Wüsche fällt ein neues Licht, 
wenn wir bedenken, daß wir es mit dem Hausrat eines Leinwand- 
händlers zu tun haben. Fand sich doch neben der Wüsche auch ein 
dicker Ballen unverarbeiteter Hausleinwand vor, der 92 cm breit und 
24-30 m lang ist. Die reichliche Mouogrammierung der Wäsche, des Zinnes, 
des Silbers und anderer Gegenstände weist bald die Marke P. P., 
bald die Marke S. L. auf. Sophie L. ist offenbar der Mädchenname 
der Frau Prandtner, früheren Pierstl gewesen, denn es ist charakteristisch, 
daß diese Marke auf allen Gegenständen wiederkehrt, die einen Be¬ 
standteil ihrer Brautausstattung gebildet haben dürften. 
Mit den im vorstehenden gegebenen zeitlichen Angaben stimmt 
das Datum der jüngsten Münzen überein, die unter dem Geld vorhanden 
waren: 2 neue nämlich Salzburger Pfenninge mit der Jahreszahl 1671; 
nachdem zwischen 1659 und 1671 weder eine Kriegsgefahr noch sonst 
eine allgemeine Not die Schwanenstädter Gegend bedroht hat, so 
ist die Verbergung des Schatzes wohl nur aus privaten Motiven 
erfolgt. Die überaus sorgfältige Packung der vor der Bergung 
sauber gewaschenen Wäsche läßt auf eine Frauenhand schließen; was 
aber die Frau Prandtner zu ihrem Vorgehen bewogen haben mag, 
entzieht sich jeder Vermutung um so mehr, als sie auch Gegenstände 
auf die Seite räumte, die nicht unter den Begriff des „Schatzes" zu 
zählen sind, so z. B. ein kleines eisernes Beil, eine Kerze aus 
braunem Wachs, einen Bohrer und dergleichen mehr. 
Neben der sicheren Datierbarkeit aller Gegenstände und der 
unbedingten Gewähr der Echtheit, die sie an sich tragen, verleiht auch 
die tadellose Erhaltung der meisten Bestandstücke dem Funde ein 
erhöhtes Interesse. Die Gegenstände aus Edelzinn kamen silberweiß 
glänzend in einem so blanken Zustand zum Vorschein, daß die An¬ 
nahme nicht von der Hand zu weisen ist, daß das allermeiste davon
	        
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