Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz zweiter Band (2 : Vom Kriege ; 2 ;)

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Theil ein Mißverstandniß. Das Verhältniß der Reiterei, 
der Zahl nach, war im Durchschnitt vielleicht nicht bedeu¬ 
tend größer, wie man sich wohl überzeugen wird, wenn 
man die genaueren Angaben der Streitkräfte durch das 
Mittelalter verfolgt. Man denke nur an die Massen des 
Fußvolks, welche die Heere der Kreuzfahrer ausmachten, 
oder den deutschen Kaisern aus ihren Römerzügen folgten. 
Aber es war die Wichtigkeit der Reiterei welche viel 
größer war- Sie war die stärkere Waffe, aus dem be¬ 
sten Theile des Volkes zusammengesetzt, und war dies so 
sehr, daß sie, obgleich immer sehr viel schwächer, doch im¬ 
mer als die Hauptsache angesehen, das Fußvolk wenig ge¬ 
rechnet, kaum genannt wurde; daher denn auch die Mei¬ 
nung entstanden ist, als habe es damals dessen sehr wenig 
gegeben. Freilich kam bei kleineren Kriegsanfällen im In¬ 
nern von Deutschland, Frankreich und Italien der Fall 
öfter als jetzt vor, daß das ganze kleine Heer aus bloßer 
Reiterei bestand; da sie die Hauptwaffe war, so hatte das 
nichts Widersprechendes; allein diese Fälle können nicht 
entscheiden, wenn wir die Allgemeinheit im Auge haben, 
wo sie von den größeren Heeren reichlich übertragen wer¬ 
den. Nur als alle Lehnsverbindlichkeit in der Kriegfüh¬ 
rung aufgehört hatte, die Kriege durch geworbene, gemie- 
thete und besoldete Soldaten geführt wurden, also auf 
Geld und Werbung sich stützten, also in den Zeiten des 
dreißigjährigen Krieges und der Kriege unter Ludwig 
XIV., da hörte dieser Gebrauch einer großen Masse 
weniger nützlichen Fußvolkes auf und man würde vielleicht 
ganz auf Reiterei zurückgekommen sein, wenn das Fu߬ 
volk nicht schon durch eine merkliche Ausbildung des Feuer¬ 
gewehrs an Wichtigkeit, zugenommen, und sich dadurch 
einigermaßen in seiner überlegenen Zahl behauptet hätte;
	        
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