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Eine Flankenstellung, die nicht unangreifbar ist, ist
ein äußerst wirksames, aber freilich auch eben darum ge¬
fährliches Instrument. Wird der Angreifcnde durch sie
gebannt, fo hat man eine große Wirkung mit einem un¬
bedeutenden Kraftaufwand, es ist der Druck des kleinen
Fingers auf den langen Hebel eines scharfen Gebisses. Ist
aber die Wirkung zu schwach, wird der Angreifendc nicht
festgehaltcn, so hat der Verthcidiger seinen Rückzug mehr
oder weniger aufgcopfcrt, und muß entweder in der Eil
und auf Umwegen, also unter sehr nachtheiligen Umstän¬
den noch zu entkommen suchen, oder er ist in Gefahr sich
ohne Rückzug zu schlagen- Gegen einen dreisten moralisch
überlegenen Gegner, der eine tüchtige Entscheidung sucht,
ist dieses Mittel also höchst gewagt und keineöwegeö an
seinem Ort, wie oben das Beispiel von 1806 beweis't.
Dagegen kann es bei einem behutsamen Gegner und in
bloßen Beobachtungökriegen für eins der besten Mittel gel¬
ten, zu welchen das Talent des VertheidigcrS greifen
kann. Des Herzogs Ferdinand Vertheidigung der Weser
durch eine Stellung auf dem linken Ufer derselben und die
bekannten Stellungen von Schmotscifen und Landöhut
sind Beispiele davon; nur zeigt freilich die letztere zugleich
in der Katastrophe deö Fouque schm Korps 1760 die Ge¬
fahr einer falschen Anwendung.