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standöformcn betrachten wollen, so müssen wir auf den
Zweck des Angriffs sehen. Dieser ist, in den Besitz
unsers Kriegstheatcrs zu kommen, oder wenigstens eines
bedeutenden TheilS desselben, denn Unter dem Begriff des
Ganzen muß wenigstens die größere Masse desselben ver¬
standen werden, und der Besitz eines Landstrichs von we¬
nigen Meilen hat in der Strategie in der Regel keine
selbstständige Wichtigkeit. So lange also der Angreifcndc
in tiefem Besitz noch nicht ist, d. h. so lange er, weil er
sich vor unserer Macht fürchtet, entweder noch gar nicht
zum Angriff des Kriegstheaters vorgeschritten ist, oder uns
in unserer Stellung noch nicht aufgesucht hat, oder der
Schlacht, welche wir ihm geben wollten, ausgewichen ist:
so lange ist der Zweck der Vertheidigung erfüllt; und die
Wirkungen der Verthcidigungsmaaßregcln sind also erfolg¬
reich gewesen- Aber freilich ist dieser Erfolg ein bloß ne¬
gativer , welcher zu einem eigentlichen Rückstoß nicht
unmittelbar die Kräfte geben kann. Er kann sie aber
mittelbar geben, d-h- er ist auf dem Wege dazu, denn
die Zeit, welche verstreicht, verliert der Angreifende,
und jeder Zeitverlust ist ein Nachthcil und muß auf irgend
eine Art Den, welcher ihn leidet, schwächen.
Es wird also bei den ersten drei Stufen der Ver¬
teidigung, d. h. wenn sie an der Grenze geschieht, schon
die Nichtentscheidung ein Erfolg der Vertheidi-
gung sein.
So ist es aber nicht bei der vierten.
Belagert der Feind unsere Festungen, so müssen wir
sie zur rechten Zeit entsetzen, also ist es an uns, die Ent¬
scheidung durch positives Handeln zu geben.
Eben dies ist der Fall, wenn der Feind uns in das
Innere deö Landes gefolgt ist, ohne einen unserer Plätze