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sich die Begriffe durch oberflächliche Schriftsteller verwir¬
ren können.
Ist die Verteidigung eine stärkere Form des Krieg-
führenö, die aber einen negativen Zweck hat: so folgt von
selbst, daß man sich ihrer nur so lange bedienen muß, als
man sie der Schwäche wegen bedarf, und sie verlaßen muß,
sobald man stark genug ist sich den positiven Zweck vorzu¬
setzen. Da man nun, indem man unter ihrem Beistand
Sieger wird, gewöhnlich ein günstigeres Verhältniß der
Kräfte herbeiführt, so ist auch der natürliche Gang im
Kriege, mit der Verteidigung anzufangen, und mit der
Offensive zu enden. Es ist also eben so gut im Wider¬
spruch mit dem Begriff des Krieges, den letzten Zweck
die Verteidigung sein zu lassen, als es Widerspruch war
die Passivität der Verteidigung nicht bloß vom Ganzen,
sondern von allen seinen Theilen zu verstehen. Mit an¬
dern Worten: Ein Krieg, bei dem man seine Siege bloß
zum Abwehren benutzen, gar nicht wieder stoßen wollte,
wäre eben so widersinnig als eine Schlacht in der die ab¬
soluteste Verteidigung (Passivität) in allen Maaßregeln
herrschen sollte.
Gegen die Richtigkeit dieser allgemeinen Vorstellung
könnte man viele Beispiele von Kriegen anführen, wo die
Verteidigung in ihrem letzten Ziel nur verteidigend blieb,
und an eine offensive Rückwirkung nicht gedacht ward; das
könnte man, wenn man vergäße, daß hier von einer allge¬
meinen Vorstellung die Rede ist, und daß die Beispiele,
welche man derselben entgegenstellen könnte, sämmtlich als
solche Fälle zu betrachten sind, wo die Möglichkeit der of¬
fensiven Rückwirkung noch nicht gekommen war.
Im siebenjährigen Kriege z. B. dachte Friedrich der
Große, wenigstens in den letzten drei Jahren desselben, nicht