Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz zweiter Band (2 : Vom Kriege ; 2 ;)

146 
sich die Begriffe durch oberflächliche Schriftsteller verwir¬ 
ren können. 
Ist die Verteidigung eine stärkere Form des Krieg- 
führenö, die aber einen negativen Zweck hat: so folgt von 
selbst, daß man sich ihrer nur so lange bedienen muß, als 
man sie der Schwäche wegen bedarf, und sie verlaßen muß, 
sobald man stark genug ist sich den positiven Zweck vorzu¬ 
setzen. Da man nun, indem man unter ihrem Beistand 
Sieger wird, gewöhnlich ein günstigeres Verhältniß der 
Kräfte herbeiführt, so ist auch der natürliche Gang im 
Kriege, mit der Verteidigung anzufangen, und mit der 
Offensive zu enden. Es ist also eben so gut im Wider¬ 
spruch mit dem Begriff des Krieges, den letzten Zweck 
die Verteidigung sein zu lassen, als es Widerspruch war 
die Passivität der Verteidigung nicht bloß vom Ganzen, 
sondern von allen seinen Theilen zu verstehen. Mit an¬ 
dern Worten: Ein Krieg, bei dem man seine Siege bloß 
zum Abwehren benutzen, gar nicht wieder stoßen wollte, 
wäre eben so widersinnig als eine Schlacht in der die ab¬ 
soluteste Verteidigung (Passivität) in allen Maaßregeln 
herrschen sollte. 
Gegen die Richtigkeit dieser allgemeinen Vorstellung 
könnte man viele Beispiele von Kriegen anführen, wo die 
Verteidigung in ihrem letzten Ziel nur verteidigend blieb, 
und an eine offensive Rückwirkung nicht gedacht ward; das 
könnte man, wenn man vergäße, daß hier von einer allge¬ 
meinen Vorstellung die Rede ist, und daß die Beispiele, 
welche man derselben entgegenstellen könnte, sämmtlich als 
solche Fälle zu betrachten sind, wo die Möglichkeit der of¬ 
fensiven Rückwirkung noch nicht gekommen war. 
Im siebenjährigen Kriege z. B. dachte Friedrich der 
Große, wenigstens in den letzten drei Jahren desselben, nicht
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.