Volltext: Aus Deutschlands Waffenschmiede

Die Arbeiterschaft— 
geworden war, ihre Leistungen wieder auf 17 Millionen zurücksinken 
und Zehntausende, welche drei Jahre lang gut beschäftigt und vielleicht 
ausgenutzt worden waren, wurden gleich ausgepreßten Apfelsinen auf 
die Straße geworfen. Das wiederholte sich im Jahre 1911, wenn 
auch nicht in demselben starken Maße. Eine solche Arbeitsweise können 
sich rücksichtslose Geschästsleute, die Beherrscher des „freien Amerika“ 
erlauben, in Deutschland ist ein solches Geschäftsgebahren verpönt. 
Unsere Industriellen sorgen dagegen für eine möglichst gleichmäßige 
Beschäftigung der Betriebe und Arbeiter. Das wissen die ruhig 
denkenden Arbeiter wohl zu würdigen. Sie bleiben, wo sie tätig sind, 
und zwar umso lieber, wenn die Werksleiter sich nicht darauf 
beschränken, die Arbeiter für ihre Tätigkeit abzulohnen, sondern wenn 
diese wissen, daß der Unternehmer in mitfühlender Weise für das 
Wohlergehen seiner Leute sorgt. Hierzu gibt sich besonders Gelegenheit 
bei der Feier der Arbeiterjubiläen, die auf vielen Werken alljährlich 
stattzufinden pflegen, und bei welcher die Jubilare besonders gefeiert und 
beschenkt werden. Denn diese ansässigen Arbeiter haben natürlich an 
den Erfolgen der Werke und am Blühen der Unternehmungen ihren 
besonderen Anteil. Sie verstehen es auch, wenn die Werke durch 
Zeiten ungünstiger Konjunktur oder unerfreulicher innerer Verhältnisse 
hindurch müssen, so daß auch die Arbeiter zeitweise nicht so viel ver— 
dienen können. Es ist selbstverständlich, daß der Lohn einen gewissen 
Anteil der Selbstkosten nicht überschreiten darf, weil sonst die Wett— 
bewerbsfähigkeit der Unternehmung nachläßt und die Erzeugnisse dann 
nicht mehr verkäuflich sind. Die Löhne müssen sich daͤher nach der 
Höhe des Gewinns des Unternehmens richten. 
Vielfach hört man, die Gewerkschaften seien es, überhaupt die 
Arbeiterorganisationen, welche den Arbeitern zu höheren Löhnen ver— 
holfen hätten. Ist das in dieser Form richtig? Wie stimmt hierzu 
denn die Tatsache, daß im Kriege die Gewerkschaften ganz erheblich 
an Mitgliederzahl und Wirksamkeit verloren haben, daß im Zeichen 
des Burgfriedens nur verhältnismäßig wenig Lohnkämpfe vorgekommen 
sind, und daß trotzdem zu keiner Zeit die Löhne schneller und höher 
gestiegen sind als im Krieg? Nein, so stark ist keine Arbeiter— 
organisation wie der Arbeitermangel infolge des Krieges. Daran 
hat auch das Hilfsdienstgesetz, welches auch die letzte Arbeitskraft 
für die Kriegswirtschaft mobilmachen wolite, nicht viel geändert, denn 
das Gesetz beschränkt sich auf die Heranziehung der Männer und läßt 
die weibliche Arbeitskraft außer Betracht. Frauen und; Mädchen 
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