Volltext: Georg Loesche als Geschichtsforscher

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eines junger Männer, Wien) zu bewegen wußte, von dem Verlag des 
„Ministerium Thun" zurückzutreten, und zwar augenblicklich, ohne vor 
herige Einvernahme des Verfassers. Tatsächlich wurde ich durch die 
Mitteilung der Verlagsbuchhandlung überrascht, sie habe die Ausliefe 
rung des „Ministerium Thun" eingestellt und werde dieselbe erst 
wieder aufnehmen nach Eintreffen einer von mir zu Gunsten Loesches 
abzugebenden, an sie einzusendenden Erklärung. Allsogleich nahm jedoch 
die Buchhandlung die Auslieferung wieder auf, nachdem ich sie post 
wendend darüber belehrt hatte, daß sie allein die nachteiligen Folgen 
des Vertragsbruches auszugleichen und die Schlußrechnung zu bezahlen 
haben werde. 
Einer Bemerkung im Vorwort folgend erkundigte sich Loesche bei 
der Buchdruckerei Lehner, Simbach, nach dem „Freunde der Wahrheit", 
der das Erscheinen des Buches ermöglicht habe, weil er ihm etwas 
Wichtiges mitzuteilen hätte. (Vermutlich, um die bösen Staatsarchive 
auch an dieser Stelle als die Urheber seiner unbestreitbaren Niederlage 
anzugeben.) 
' Das Ultimatum lief ab, von keinem Worte einer Abwehr gefolgt. 
Erst nach einigen Monaten statterte (im September 1926) ein 26 Druck 
zeilen umfassender Flugzettel hinaus, dessen kläglicher Inhalt jedem 
Fachmann nur inniges Mitleid oder homerisches Gelächter abringen 
kann. Keinesfalls aber darf die Bedeutung des Zettels in gewisser 
Richtung unterschätzt werden. Man täte seinem Aussender schweres 
Unrecht an. Der Zettel beansprucht Wertschätzung, da er inhaltlich 
ein getreues Bild von der Leistungsfähigkeit Loesches als Geschichts 
forscher bietet, und formell, weil er zu abermaliger quellenmäßiger 
Prüfung seines Angriffes Veranlassung gab. Mindestens Thun ist es 
sicher wert, daß man sich mit ihm je eingehender beschäftige. — Den 
Wunsch des Verfassers nach möglichster Verbreitung des Zettels unter 
stütze ich bereitwilligst und rücke ihn hier ein, obgleich er in der durch 
ihn hervorgerufenen oberwähnten Schrift: „Georg Loesche usw." (Steyr, 
1927.) Seite 4 f, schon abgedruckt worden ist. 
„Zur Abwehr. Herr Franz Zimmermann, früher städtischer 
Archivar in Hermannstadt in Siebenbürgen, derzeit im Ruhestande in 
Braunau am Inn, hat kürzlich ein Buch erscheinen lassen: Das 
Ministerium Thun für die Evangelischen im Gesamtstaate Oesterreich 
1849 bis 1860. Auf Grund archivalischer Quellen. Wien, 1926. 
Es ist verdienstlich, besonders durch die Darbietung bisher un 
zugänglicher Akten und Mitteilungen, die der Verfasser seinem Vater dem 
Vertrauensmann Thuns und einstigen Präsidenten des evangelischen 
Ob.-Kirchenrates in Wien (1861[1867] bis 1874) Joh. Andreas 
Zimmermann (1810 bis 1897) verdankt. Leider hat es sich der Ver 
fasser nicht versagen können, dabei in seiner bekannten überheblichen 
und gehässigen 3Üeise mehrere Gelehrte anzugreifen; zu ihnen gehört 
der Unterzeichnete. Herrn Franz Zimmermanns Hauptvorwurf gegen 
mich geht auf Unkenntnis der Quellen, das Ministerium Thun be 
treffend, in meinem 1911 erschienenen Werk: „Von der Duldung zur 
Gleichberechtigung in Oesterreich", zu dem mir übrigens Herr Franz
	        
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