Volltext: Georg Loesche als Geschichtsforscher

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wecken, als ob die Evangelischen in Österreich wirklich gleichberechtigt 
seien und als ob daher eine Veränderung der Rechtsverhältnisse der 
Kirche überflüssig sei. Hierdurch wird in den Kreisen unserer Glaubens 
genossen das Verständnis für Notwendigkeit und Ziele der kirchlichen 
Neuordnung nichts weniger als gefördert und der Erfolg der Neuord 
nung ungünstig beeinflußt. Nicht minder unheilvoll hat diese Irrlehre 
bei unseren Gegnern sich ausgewirkt. Wenn wir Evangelischen heute 
die Forderung nach endlicher Durchführung der uns seit Jahrzehnten 
verheißenen Gleichberechtigung erheben, so sind unsere Feinde in der 
Lage, uns entgegenzuhalten, daß Loesche uns bereits vor achtzehn Jahren 
für gleichberechtigt erklärt hat. Wenn nun Völker in die Schranken tritt 
und im Widersprüche mit den Geschichts- und Rechtsquellen das zu 
sammengestürzte Kartenhaus Loesches wieder aufzurichten trachtet, so 
leistet er damit weder der Wissenschaft noch unserer Kirche einen Dienst. 
Im Gegenteile. Seine Behauptungen sind nur darnach angetan, Beun 
ruhigung und Verwirrung in unsere Reihen zu tragen. Wenn die Kirche 
in ihrer Gesamtheit diese von Grund auf verfehlten Geschichts- und 
Rechtsanschauungen sich zu eigen machte und ihre Neuordnung auf 
diesem sandigen Grund aufbaute, so würde sie nicht nur vor der Ge 
lehrtenwelt sich bloßstellen, sondern auch in ihrer Fortentwicklung 
schweren Schaden erleiden. Eine zahlenmäßig kleine Gemeinschaft, die 
in einer Lebensfrage sich abseits von der Wissenschaft stellt, ist verloren." 
Als gut angebracht muß der an den aus dem Felde geschlagenen 
Schmäher ob seiner heimlichen Machenschaften im tadellosen Verkehrston 
gerichtete Verweis bezeichnet werden. „Sehr bedenklich ist es auch, 
hinter dem Rücken des Gegners, ohne ihn sachlich zu widerlegen, Bundes 
genossen und Anhänger zu sammeln." (Seite 24). 
Aus der Aufklärungsschrift Robert Zimmermanns mußte Loesche 
selbst die Überzeugung ableiten, daß seine Lage durch Böllers Bei 
springen nicht ein bißchen zum bessern sich gewendet habe. Aber auch 
diese üble Erfahrung vermochte ihn nicht zum Einschlagen eines anderen 
Weges zu bewegen, um dem ihn erdrückenden Urkundenbeweis wirksam 
zu begegnen. An ihm wäre es nun gewesen, der von Robert Zimmer 
mann vorgebrachten Bestätigung seiner Niederlage entgegenzutreten, 
aber er zeigte sich abermals als abgesagter Feind der Feuerlinie und 
verkroch sich behutsam hinter der Akademie der Wissenschaften in Wien. 
Da Akten hierüber, versehen mit Amtszahl, Unterschrift und 
Datierung, oder glaubwürdige Überlieferung bewährter Skriptores mir 
nicht vorliegen, äußere ich mich darüber mit allem Vorbehalt. 
Oicitur, traditur, fertur, daß es Loesche im Mai 1929 gelungen 
sei, von der Akademie eine zweite Äußerung herauszulocken, welche 
ohne Nennung eines Absenders als Einblattdruck Verbreitung ge 
funden hat. Sie erblickte ein halbes Jahr nach dem Einlangen der 
gedruckten Rechtsurkunden bei der Akademie das Licht der Welt und 
hat folgenden Wortlaut: „Erklärung 
der Akademie der Wissenschaften in Wien. 
Die historische Kommission der Akademie der Wissenschaften in 
Wien bedauert die Form des Angriffes des Herrn Archivars a. D.
	        
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