Volltext: Georg Loesche als Geschichtsforscher

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im Brukenthal'schen Museum zu Hermannstadt ließ er unbenützt. Bei 
der bekannten zuvorkommenden Unterstützung der Benützer durch diese 
Anstalt hätte er zweifellos merkliche Förderung erfahren. 
Die vollständig ungenügende Erforschung und daher versäumte Be 
nützung erreichbarer Quellen stellt schweren, wissenschaftlichen Verstoß dar. 
Die „Abwehr" verschweigt, weshalb eine Reihe von Amtsdrucken 
keine Verwertung gefunden haben, obschon sie in öffentlichen Biblio 
theken erhältlich, zum Teile in der Staatsdruckerei käuflich sind. 
Wie immer es um die Staatsarchive bestellt gewesen sein 
mag, darf hinter ihrer Unzugänglichkeit nicht Deckung gesucht werden 
für tadelnswerte Arbeitsweise. An dieser geht die „Abwehr" 
mit hoheitsvollem Schweigen vorüber. Die von mir im einzelnen 
nachgewiesenen wissenschaftlichen Krankheitserscheinungen, als unwahre 
und nicht zu rechtfertigende Behauptungen, Verschweigen ausschlag 
gebender Ereignisse, oberflächliche Ausnützung der Quellen, Wider 
sprüche, falsche Schlußfolgerungen usw. werden in der „Abwehr" mit 
keinem Worte entschuldigt. Sie hat somit nichts abzuwehren, um 
soweniger, als Loesche der Angreifer ist, der sich deshalb zu entlasten 
hätte. Sie ist aber geeignet, die Leser zu täuschen, weshalb neuerliche 
Vergleichung von Loesches Mitteilungen über Thun mit den Quellen 
geboten erscheinen mußte. 
Auch die zweite Prüfung hat ein für den Prüfling recht uner 
freuliches Ergebnis zu Tage gefördert. Es ist niedergelegt in der schon 
genannten Schrift: „Georg Loesche usw." (Steyr, 1927) und weicht 
wesentlich ab von dem günstigen Abschlüsse der beiden theologischen 
Prüfungen in den Jahren 1879 und 1882, bei welchen Loesche das 
Prädikat „gut bestanden" sich erwarb. — Ein anderer Ausgang war 
kaum denkbar, denn ausschließliches Studium der Theologie befähigt 
nicht auch für wissenschaftliches Arbeiten als Geschichtsforscher. In 
keinem innerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebietes geltenden 
Studienplane war und ist das Studium der Theologie mit dem der 
Geschichtswissenschaft irgendwie verknüpft. Letztere ist mündig und geht 
ihren Weg nach eigenen Gesetzen, welche vor allen Dingen umfassende 
Erforschung der Quellen, vorsichtige Benützung derselben und unbedingt 
verläßliches, gewissenhaftes Vorgehen, mit einem Worte: Gründlichkeit 
verlangen. Wer näheres darüber sich aneignen will und zu Ernst Bern 
heims trefflichem Buche: „Lehrbuch der historischen Methode" Ergänzung 
suchen zu müssen glaubt, erbitte weitere Aufklärung von dem nächst 
gelegenen geschichtlichen Institut oder Seminar. An den hiezu berufenen 
Stellen wird man dem Fragenden überall eröffnen, daß die Aufgabe 
der Geschichtsforschung in Festlegung der geschichtlichen Wahrheit be 
steht. Wer dem zuwiderhandelt, verfällt als Gesetzesübertreter der wohl 
verdienten Strafe. Da aber die Vertreter der Geschichtswissenschaft nicht in 
gleich vorteilhafter Lage sich beffnden wie die Medizinmänner, die jeden 
Kurpfuscher kurzer Hand beim Kragen packen und der Behörde über 
geben können, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Namen und Taten 
der wissenschaftlich ungerüsteten Eindringlinge in ihr Arbeitsgebiet der 
Oeffentlichkeit zu übergeben.
	        
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