Volltext: Zur Biographie Johann E. Lamprechts

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Im letzten Jahre seines Aufenthaltes in Sigharting 
(1888) 0 wurde ihm die bischöfliche Auszeichnung eines geist¬ 
lichen Rates zuteil. Seine „körperlichen wie die geistigen 
Kräfte waren bereits in Abnahme begriffen. 2) Daher nahm 
er diese Auszeichnung nicht mehr mit so freudigem Gefühle 
auf. „Ob diese Sache mir dermals eine große Freude macht, 
ist etwas fraglich, da ich hiedurch aus der mir bereits lieb 
gewordenen Zurückgezogenheit . . . herausgerissen bin; wäre 
selbe etwa vor 10 oder 15 Jahren geschehen, so möchte es 
wohl sein, daß ich wie ein altes, mit neuem Geschirr an¬ 
getanes Pferd mich aufgebäumt und Sprünge zu machen ver¬ 
sucht hätte; doch dieses ist nicht mehr der Fall und so 
lasse ich die Sache gehen, wie sie geht.“3) 
Zugleich erhielt er die Einladung, sich um das Bene- 
fizium in Maria Brünnl zu bewerben. Doch Lamprecht 
fürchtete, daß er „bei seinem Alter und seiner geringen 
Leistungsfähigkeit in der Seelsorge den Erwartungen der 
Raaber Bevölkerung nicht mehr entsprechen könnte/4) Man 
schlug die Bedenken nieder; so übersiedelte Lamprecht im 
Sommer 1888 auf seinen letzten Posten. 
Er konnte sich jedoch nicht mehr in die neuen Ver¬ 
hältnisse hineinfinden. „Hundertmal hat es mich schon ge¬ 
reut, daß ich von Sigharting, wo ich harmlos und sorglos 
dahinlebte und wo ich in finanzieller Beziehung viel besser 
stand und wo an mich weit weniger Ansprüche und An¬ 
forderungen gestellt waren, weggezogen bin.“5) 
In diese Zeit (1890) fällt seine Ernennung zum Korre¬ 
spondenten der Zentralkommission für Erforschung und Er¬ 
haltung der historischen und Baudenkmale in Wien. Nicht 
deshalb, weil man von dem schon kränklichen Manne noch 
eine hervorragende Tätigkeit erwartet hätte, war diese Er¬ 
nennung erfolgt; man wollte vielme1 r dem selbstlosen Ar¬ 
beiter eine Anerkennung zu teil werden lassen. Nur mit 
Mühe ließ sich Lamprecht von dem Zwecke dieser Ernennung 
überzeugen; er glaubte dadurch neue Pflichten übernehmen 
zu müssen, denen er nicht mehr gewachsen sei.6) 
Körperliche Gebrechlichkeit hielt ihn davon ab, seine 
in das nächste Jahr (1891) fallende Sekundiz feierlich zu 
*) Die Beschreibung von Schärding I. Bd. war eben in 2. Auflage erschienen. 
-) L. an Meindl. Sigharting, 19. Dez. 1887. 
:i) L. an Meindl. Sigharting, 20. März 1888. 
4) L. in demselben Briefe. 
5) L. an Meindl. Maria Brünnl, Weihnachtsfest 1888. — Seine Unzufrieden¬ 
heit mit den dortigen Verhältnissen (selbst in persönlicher Beziehung) leuchtet 
auch noch aus seinem Testamente hervor. Dasselbe war leider nicht mehr auf¬ 
zufinden. 
ß) Gütige Mitteilung des H. Vizepräsidenten J. Straberger.
	        
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