Volltext: Piezoelektrizität des Quarzes

XVII. Röntgen-Laue-Diagramme 
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Eine Erklärung für diesen Effekt ist nach Colby und Harris (278), 
Fox und Fraser (280), Jauncey und Deming (283) u. a. darin zu suchen, 
daß infolge der durch den Schwingungszustand herbeigeführten elasti¬ 
schen Deformation des Kristallgitters eine Änderung der sekundären 
Extinktion hervorgerufen wird, die sich wegen des an und für sich sehr 
,,idealen" Gitters des ruhenden Quarzes im Schwingungszustand im Mittel 
in einer Zunahme der Intensität auswirken muß. 
Die Versuche zeigten, daß der Effekt auftritt, wenn der Röntgenstrahl 
sowohl parallel, als auch senkrecht zur elastischen Schwingungsrichtung 
auf die Quarzoberfläche auftrifft. Ebenso scheint es gleichgültig, unter 
welchem Winkel der Röntgenstrahl die elektrische Achse des Kristalles 
schneidet. Die Untersuchungen sind in dieser Richtung jedoch noch nicht 
abgeschlossen. 
Die Mehrheit der Forscher läßt den Röntgenstrahl in Richtung der 
elektrischen Achse des Kristalles, die zugleich die elastische Schwingungs¬ 
richtung ist, verlaufen (der Quarz führt longitudinale Dickenschwingungen 
aus). Blechschmidt und Boas (281) und mit positivem Erfolg Colby und 
Harris (278) erregen einen Quarzstab jedoch zu Dehnungsschwingungen 
in Richtung der Stabachse und bestrahlen den Stab in Richtung der elek¬ 
trischen Achse senkrecht zur Stabachse (Staborientierung I). Bei dieser 
Versuchsanordnung ist eine Intensitätserhöhung des Diagrammes nur dann 
zu erwarten, wenn der Quarzstab an einer Stelle maximaler elastischer 
Deformation bestrahlt wird. Dementsprechend erhalten Colby und Harris 
den positiven Effekt bei Bestrahlung der Mittelpartie des Quarzstabes 
auch nur dann, wenn sie den Quarzstab in seiner longitudinalen Grund¬ 
schwingung, mit der ein Deformationsmaximum in der Mitte verbunden 
ist, anregen. 
Klauer (282) zeigt, daß die Intensitätserhöhung auch bei geätzten 
Quarzoberflächen vorhanden ist. Das negative Resultat von Cork (275, 
276) schiebt er auf ungenaue Abstimmung der Quarzplatte auf ihre Eigen¬ 
frequenz, so daß die Amplitude zu klein blieb. Eine sehr gedämpfte Quarz¬ 
platte ergab schon bei einer Verstimmung von etwa 1 Proz. den Effekt 
nicht mehr. Klauer fand den Effekt auch bei einer sehr kräftig erregten 
Turmalinplatte, ferner bei einer zwar nicht piezoelektrischen, aber den¬ 
noch mit Hilfe eines Quarzes zu Schwingungen erregten Kalkspatplatte, 
während das gleiche Verfahren bei einer Flußspatplatte negativ ausfiel. 
Immerhin scheint das Vorhandensein der piezoelektrischen Eigenschaft 
keine Vorbedingung zum Gelingen des Versuches zu sein. 
Die Intensitätsänderung wird im allgemeinen mittels photographi¬ 
scher Aufnahmen festgestellt. Jauncey und Deming (283) verwendeten 
eine Ionisationskammer, das Verhältnis ihrer Anzeige bei schwingendem 
und bei ruhendem Quarz ist wie 2:1.
	        
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