Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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feinen Fahnen versammelt; erstellte sich an ihre Spitze, und 
zog dem Feinde entgegen- Diese warteten aber sein Annahen 
nicht ab, sondern flohen auf die erste Kunde davon. Sechs 
Jahre später erregten die Bauern um Jschel, Gmündt, Au- 
see und Gosach einen Aufstand. Auf die Nachricht davon zog 
der Erzbischof einen Heerhaufen von 12000 Mann zusammen, 
denen er täglich drey Brote, drey Pfund Fleischend drey 
Halbe Wein, und einen Gulden abreichen ließ, und brachte 
mit dieser Macht die Rebellen zum Gehorsam zurück. 
Durch diese beyden in ihren Erfolgen glänzenden Waffen- 
thaten in eine gefährliche Selbstzuversicht eingewiegt, und in 
dem Gefühle einer bisher uncontrollirten, und an keinen Wi 
derspruch und Widerstand gewohnte Macht, ließ er sich zu 
einem Unternehmen hinreißen, das ihn, freylich zu spät über 
den Umfang und Größe seiner Macht enttäuschte. — Der 
Probst von Berchtesgaden ging (i5gi) mir dem Gedanken 
um, bey seinem hohen Atter, und bey des Alters Gebrechlich 
keit, sich in dem Herzoge von Bayern Ferdinand einen Coad- 
jutor zu nehmen. Diesen Plan suchte ein Theil des Capitels, 
aus Besorgniß, das große Vermögen des Probstes möchte in 
die Hände des Coadjutors fallen, zu hintertreiben, und suchte 
den Erzbischof von Salzburg mit der Aussicht auf den Besitz 
von Berchtesgaden in sein Interesse zu ziehen. Die Anträge 
waren für den Erzbischof zu reitzend, um nur der geringsten 
Ueberlegung Raum zu geben, und er stand auch nicht einen 
Augenblick an sie anzunehmen. — Der Probst mit seinem 
kleinen Anhange hat einstweilen seine Zeit auch nicht verloren. 
Er trug dem Herzoge Ferdinand die Coadjutors-Würde an, 
dieser nahm sie an, und wurde nach kurz darauf erfolgtem 
Tode des Probstes, als Probst von Berchtesgaden von dem 
Papste bestätigt. So leicht sollte indeß diese reiche Beute dem 
Erzbischöfe nicht entrissen werden! — Er zog alle ihm zu Ge 
bothe stehenden Streitkräfte zusammen, fiel in Berchtesga 
den ein, und besetzte es. Sein Triumph war jedoch von einer- 
kurzen Dauer, und er mußte sein rasches Unternehmen theuer 
genug büßen. Ferdinands Bruder, Herzog Max, rückte
	        
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