Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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Migkeit seiner Sitten, und die Leichtigkeit seines Umganges 
haben die Brüder bestochen, und sie verleitet, ohne tiefer in 
den Charakter des Candidaten zu blicken, ihn zn ihrem Abte 
zu wählen. — Was sie verführt, das zog nach der Wahl auch 
die übrige Wett an; und der Erzbischof mit seinem ganzen 
Hofe wurden von dem freundlichen, zuvorkommenden, geschmei 
digen, gefälligen, und überaus freygebigen Manne ganz ein 
genommen. Es schwand aber bald die Täuschung, und es zeigte 
sich, wie mit dem guten Tone des Abtes das Kloster übel be 
rathen war, und wie ihm statt des vollendeten Weltmannes 
mit einem weisen Pater ianii1ia8 besser gedient gewesen wäre. 
Die gleißenden Eigenschaften des Abts, denen übrigens, wenn 
sie mit den reellern Vorzügen gepaart sind, ihr Werth nicht 
abgesprochen werden kann, waren eben so viele Seile, an 
welchen ihn die Welt an sich, und in ihre Schlingen zog. 
Leichtsinnig, unbeständig, von einem Vergnügen zum andern 
flatternd, ekelten ihn seines hohen geistlichen Berufes ernste 
Obliegenheiten an. Auf unnützen Reisen, in kostspieligen 
Lustparthien, und in dem Schlunde der Spielsucht verlor sich 
allgemach das Klostergut; und bald waren die von seinem 
Vorfahrer hinterlassenen großen Vorräthe aller Art ausgeleert 
und alle Cassen erschöpft. Als er nichts mehr herzunehmen 
hatte, fing er an Schulden zu machen; er nahm bey dem 
Erzbischöfe 1000 Gulden auf; und als auch diese schnell ver 
ronnen waren, ging er daran einzelne Kloster-Realitäten zu 
verkaufen. Da fand er jedoch an dem Convente einen mächti 
gen Widerstand; und er mußte auf andre Mittel sinnen, sich 
Geld zu verschaffen. In der Nähe war sein Credit vernichtet. 
Er wandte sich also in die Ferne, und nahm in Kärnthen Gel 
der auf. In Oestreich that er dasselbe unter dem Vorwände, 
des Geldes zu der Bearbeitung der Weingärten in Absdorf 
bey Gottweig zu benothigen. Aber die Weingärten erhielten 
nicht nur nichts davon, sondern er verkaufte auch noch ihren 
Ertrag, und den ganzen vorräthigen eingekellerten Wein. Die 
auf diese Art auf das Gut Absdorf contrahirten Schulden stie 
gen endlich so hoch, daß sich der Abt Martin gezwungen sah,
	        
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