Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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gafser stand, dem die frühere Bekleidung mehrerer Aemter die 
beste Einsicht in die Angelegenheiten des Klosters verschaffte. 
Nach Ablauf von neun Wochen, welches damahls für einen 
außerordentlich großen Aufschub galt, wurde zu der Wahl ei 
nes neuen Abtes geschritten. Sie fiel auf den Benedict Ober 
gasser; und der Erzbischof Ernst verrichtete eine seiner letzten 
Functionen, indem er ihn bestätigte und installirte. 
Dasselbe Jahr (r554), das dem Kloster von St. Peter 
den Abt Benedict gab, hat der gesummten civilisirten Welt 
ein Schauspiel vorbereitet, welches das höchste Staunen erre 
gen mußte. — Der Unbestand des Glücks— das Dahinfahren 
seiner weitaussehendsten Plane, das Schwinden seiner schönsten 
Hoffnungen — die erfahrnen Demüthigungen — des alten 
Glaubens Unterdrückung — der neuen Meinung verderbliches 
Umsichgreifen — und vielleicht ein tiefer Blick in die verhäng- 
nißvolle Zukunft haben Carl den Fünften mit der Welt ent- 
zweyt, sein Inneres mit Unmuth erfüllt, mit Schwermuth 
umdüstert, und ihn i555 zu dem Entschlüsse gebracht, seine Kro 
nen wegzuwerfen, von der Höhe seiner Macht niederzusteigen, 
und sich in die düstere Einsamkeit eines Klosters zu begraben. 
Das rastlose Streben dieses großen Mannes, des katholischen 
Lehrbegriffs göttlichen Vorzug zu behaupten, die Kirche in 
ihren heiligen Rechten zu schützen, die ehrwürdige hierarchische 
Ordnung nicht verrücken zu lassen, den Aufruhrsgeist zu bän 
digen, und der Naubsucht und der Lüsternheit nach dem Kirchen 
gute mit Macht entgegen zu treten, nennt der sogenannte Geist 
der Aufklärung „einen durchdachten Plan, den Geist des Zeit 
alters nach Willkühr zu behandeln, statt ihn zur Gesetzmäßig 
keit und höhern gesellschaftlichen Ordnung zu führen.cc — Für 
die Sache der Protestanten war Carls Abdication ein großer 
Sieg. Der Passauer Vertrag, den ihnen Ferdinand zugestan 
den, war ihnen Bürge, daß sie von den gemäßigtem Grund 
sätzen, und von der größer» Nachgiebigkeit dieses Kaisers sich 
noch wichtigere Vorrechte versprechen dürften. Der auf den 
Passauer Vertrag basirte Religionsfriede i555 rechtfertigte 
ihre Erwartung. Sie erhielten vollkommene Gewissensfreyheit,
	        
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