Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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„Figuren angesehen; jede Stadt hat ihren eigenen König, 
„und jedes Haus beynahe seinen eigenen Fürsten." — Die 
Unabhängigkeit der Fürsten stellte den Kaiser kraftlos hin, 
und ließ ihm einen prunkenden Titel ohne Macht. Gemein 
sinn war ein fremder Nahme — Einigkeit bey so getheilten 
Interessen nicht denkbar — und der Widerstand, in welchem 
allein sich die Fürsten schnell einten, wenn es darauf ankam, 
den Kaiser in seinen wichtigsten Unternehmungen zu lähmen, 
und seine großen Entwürfe durchzukreuzen/ war das einzige 
Band, welches sie zusammenhielt. — Selbstsucht, Eigen 
nutz und Eifersucht hinderten alles Zusammenwirken, und 
machten einen kräftigen Widerstand gegen den gemeinschaftli 
chen Feind unmöglich. — Kaiser Fridrich dem Dritten, in 
dessen Charakter das Aufschwingen zu Großthaten, das rege 
Heraustreten aus sich selbst gar nicht lag, schien es mit den 
türkischen Angelegenheiten kein rechter Ernst gewesen zu seyn. 
Er war auf seinen Mündel Ladislavs Posthumus eifersüchtig; 
und nährte wider Mathias Corvinus tödlichen Groll. Daher 
die vielen Reichstage, die nichts entschieden; und deren jeder 
nach dem Aeneas Silvius einen andern schon wieder im Leibe 
trug. — Unter Kaiser Maximilian glaubte man sich zu den 
höchsten Erwartungen berechtigt! — aber es zeigte sich, daß 
man gleich Anfangs sein Herrschertalent überschätzte. Er besaß 
nicht die' Kunst sich der herrschenden Meinung zu seinen Ab 
sichten zu bedienen. So zum Beyspiel scholl vom Vatican 
herab, wo Pius der Zweyte mit hinreißender Beredsamkeit 
die Türkengefahr schilderte, der Ruf nach Hülfe, nach allge 
meiner Bewaffnung wider den Erbfeind der Christenheit, und 
wiederhallte von Johann Capistran fortgetragen durch alle 
Provinzen. — Die Gemüther der Christen waren aufgeregt! 
— aber Italien und die Vergrößerung seines Hauses hielten 
Maxmilians Geist befangen. — Carl den Fünften hinderte 
sein Krieg mit Frankreich, und die lutherischen Händel, sei 
nen Bruder Ferdinand mit Nachdruck zu unterstützen —- und 
dieser, obwohl er die Kronen Böhmens und Ungarns auf sei 
nem Haupte vereinte, war allein unvermögend, dem von sei-
	        
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