Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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Manneskraft wies bey Georg Walter auf Jahre/ die man ge 
wöhnlich als einen Vorwurf bey der Zulassung zu hohem geist 
lichen Aemtern und Würden zu betrachten pflegt/ als er 1426 
durch die Wahl seiner Mitbrüder zur Abtenwürde erhoben 
wurde. Aber die Reife seiner Sitten/ sein freudiges Hatten 
an die strengen Satzungen der h. Regel/ und seine rege Thä 
tigkeit/ ersetzten bey ihm den Mangel eines ergrauten mit dem 
Vorrechte der Weisheit begabten Alters. Georg rechtfertigte 
vollkommen die Wahl der Bessern aus seinen Mitbrüdern durch 
die Energie/ mit welcher er sich gleich anschickte/ die verfallene 
Disciplin seines Klosters herzustellen. — Wir haben im Ver 
folge dieser Geschichte schon öfter Gelegenheit gehabt/ auf 
die Frechheit hinzudeuten/ mit welcher sich dieses Zeitalter 
allen Lastern hingegeben/ und auf die Straflosigkeit/ mit wel 
cher es alle Verbrechen begehen durste. — In der großen 
Masse dieses Zeitalters war das Gefühl für Sittlichkeit nicht 
nur erstickt/ sondern es artete in eine völlige Verachtung der 
Moralität aus; und die Ausartung/ die Ausgelassenheit/ die 
gänzliche Auflösung aller Bande hat auf eine solche Art alle 
Stände und Classen des Staates und der Kirche durchdrun 
gen/ daß selbst die unzugänglichen Klöster beyderley Geschlech 
tes/ wenn man den Schilderungen aus dieser Zeit Glauben 
beymessen darf/ zu Freystätten des Lasters geworden sind. 
Mag auch der Canonicus Nikolaus Clemangis bey dem Sit- 
tengemählde/ welches er mit kecken Zügen entworfen vor die 
Constanzer-Versammlung hinstellte/ seine Farben zu stark auf 
getragen haben; so verdienen die gemäßigten Schildereyen des 
Cardinals ä' und des Kanzlers Gerson desto mehr 
Glauben. — Wie! liefert nicht selbst diese Klostergeschichte ei 
nen Beytrag zu obigen Behauptungen/ und kann die geschicht 
liche Thatsache/ das Unternehmen Abt Georgs seine Mönche 
zur Ordnung und Disciplin zurückzuführen/ hier nicht als ein 
Belege dazu dienen? —- Man würde jedoch zu weit gehen/ 
wenn man mit der Zeit auch die Zeitgenossen alle verurtheilen 
wollte. Mitten aus dem Sündpfuhle/ aus dem verderblichen 
Zauberkreise der Wollust und Ueppigkeit steigt und strahlt Tho-
	        
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