Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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Nacht ersteigen Heruler, Skyren, Turcilinger die Mauern, 
ergießen sich durch die Gaffen der Stadt, rauben, brennen 
und morden, schleppen, was die Schärfe des Schwertes nicht 
fraß, in die Knechtschaft und machen die Stadt der Erde 
gleich. Den h. Maximus vermochte nicht die Höhle, wo er 
sich mit seinen Gefährten barg, zu schützen; er wurde ausge 
spähet, herausgerissen, an einen Baum gehangen, und seine 
Gefährten über den steilen Felsenabhang herabgestürzt. So 
die Legende. Die Kritik steht mit jhr darin im Widerspruche, 
daß sie es nicht zugeben will, daß Odoacer und seine Heruler 
den Fall Iuvavums herbeygeführt, und gründet ihren Wider 
spruch theils auf die Chronologie, theils auf den Edelmuth 
und auf den hochherzigen Charakter, welchen Odoacer bey 
verschiedenen Gelegenheiten und insbesondere in seinen Ver 
kehr mit St. Severin entwickelt. Stünde aber der Erzählung 
der Legende kein anderer Grund entgegen, als Odoacerö 
Edelmuth, so dürfte dieser ihrer Wahrhaftigkeit wenig Ab 
bruch thun, indem Verheerung und Zerstörung gewissermaßen 
der Charakter damahliger Kriegssitte selbst bey gebildeten Völ 
kern war, und der Edelmuth des Soldaten, die Hochherzig 
keit des Feldherrn ganz wohl dabey bestehen konnte. Die Cä. 
sare, die Scipione, die Pompejusse, haben sie auf der Liste 
ihrer hochgepriesenen Thaten keine solchen aufzuweisen, wie die 
Zerstörung-Zuvavums war? 
Die Erzählung von dem Schicksale des h. Marimus und 
seiner Gefährten in Folge der Zerstörung Iuvavums, sey sie 
auch nicht quellhistorisch genug begründet, bringt uns wenig 
stens dem Zeitpuncte nahe, wo das in den norischen und pa- 
nonischen Provinzen aufgeblühete Christenthum fast seinem 
gänzlichen Untergange wieder zugeführet wurde. Der früh 
zeitige Verkehr der Römer mit diesen Provinzen; die Festse 
tzung des Donaulimes hat sehr bald den Nahmen Jesu Chri 
sti hierher getragen. Die wider die Christen verhängten Ver 
folgungen haben viele dieser Bekenner bewogen, in den 
Schluchten und Jrrthälern der norischen Alpen Verborgenheit 
vor ihren Verfolgern zu suchen; und die in diesen Provinzen
	        
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