Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

96 
brachte ihn einmahl sogar zu dem raschen Entschluß auS dem 
Kloster zu entweichen. Dem Flüchtlinge begegnete einer der 
Klosterpriester/ welcher seine sträfliche Absicht alsogleich errieth. 
Er redete ihm väterlich zu und suchte ihn zur Rückkehr zu be 
wegen. Gerührt und besiegt durch die freundliche bekümmerte 
Rede des Priesters/ warf er sich reuig zu seinen Füßen und 
wies seinen Antrag ihm das Pferd zur Rückkehr zu geben/ mit 
den Worten zurück: Zu Fuße führe mich die unterwürfige De 
muth wieder dahin/ woher mich wüthige ^offahrt getrieben. 
Er kehrte in das Kloster zurück/ wurde mit Freuden aufge 
nommen/ und sühnte durch Buße die begangene Schuld. — 
Der Ruf von seinen Tugenden/ und sein entschiedener Werth 
bestimmte die Brüder von St. Peter/ nachdem sie dazu die 
Zustimmung des Erzbischofs Gebhard erhalten/ ihn nach Jrem- 
perts Abdankung zu ihrem Abte von Niederalteich zu postuliren. 
Gerade um diese Zeit sollte auch der erzbischöfliche Stuhl 
von Salzburg die traurigen Folgen der großen Spaltung er 
fahren. Papst Gregor ließ auf der Synode von Rom 1074 
jenes bekannte Decret ergehen/ nach welchem ein jeder/ der 
ein Bisthum oder Abtey aus weltlichen Händen empfangen/ 
weder für einen Bischof noch Abt angesehen/ und noch über- 
dieß unter dem Banne seyn solle/ und ein jeder Kaiser/ Her 
zog/ Markgraf rc./ der eine solche Investitur ertheile, sollein 
gleiche Strafe verfallen. Heinrich der Vierte kehrte sich so we 
nig an dieses Decret/ daß er, wie früher fortfuhr die geistli 
chen Beneficien zu verhandeln. Gregor mahnte und drohte 
erstlich/ und als beydes nichts fruchtete/ that er ihn in den 
Bann. Dieß ward nun die Quelle eines allgemeinen Zerwirf- 
niffes. Bald standen zwey Kaiser einander entgegen; zwey 
Päpste schwangen feindlich die geistlichen Waffen; Herzog- 
thümer hatten zwey Herren/ und viele Kirchen und Klöster hat 
ten doppelte Bischöfe und Aebte. Deutschland theilte sich in 
zwey Parteyen/ deren eine die andere mit Feuer und Schwert 
verfolgte/ und die Länder mit den Schrecknissen eines Bür 
gerkrieges erfüllte. 
Gebhard von Salzburg, einer jener Bischöfe, welche 1076
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.