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Dle Sicherung des Rückweges.
Dezember. Obwohl Anfang Dezember der Abtransport in Gang kam, erklärten ver-
schiedene Truppenteile, vom 15. Dezember an nicht mehr Dienst tun zu
wollen. Einige kleinere Formationen entfernten sich ohne Genehmigung,
eine Anzahl Kolonnen suchten die Heimat durch Fußmarsch zu erreichen.
Die aus der Ukraine eintreffenden Transporte waren größtenteils von den
dortigen Aufständischen entwaffnet und beraubt und auch wegen ihres
moralischen Zustandes unverwendbar. Viele weigerten sich auszusteigen,
stellten Bedingungen hinsichtlich ihrer Verwendung und verlangten genaue
Angaben des Zeitpunktes ihres Weitertransports.
Der Versuch der Etappen-Inspektion, die aufständischen Ukrainer zur
Unterlassung der Entwaffnungen zu bringen, blieb wegen der Unbotmäßig-
keit der ukrainischen Verbände ohne Erfolg. Die Weisung der Heeresgruppe,
derartige Transporte neu zu bewaffnen und der 7.Landwehr-Division
anzugliedern, erwies sich meist als undurchführbar. Da sich damit der Ab-
transport der Etappentruppen verzögerte, sank deren Stimmung Anfang
Dezember immer tiefer. Einzelne Truppenteile, insbesondere solche mit
polnischem Einschlag, erklärten ganz offen, daß sie auf die Polen nicht
schießen würden. Sie hätten lange genug gekämpft und wollten nach
Hause, ob mit oder ohne Waffen sei ihnen gleich.
Mit den Polen, die einen Einmarsch der Ukrainer befürchteten, kam nach
mehrfachen Verhandlungen mit der polnischen Regierung und dem polnischen
I?. Dezember. Generalstab am 17. Dezember in Biala ein Vertrag über schrittweise
Räumung des linken Bug-Users mit Ausnahme eines 20 Kilometer breiten
Brückenkopfes westlich Brest zustande. Durch den Abbruch der Beziehungen
zwischen Deutschland und Polen wurde indessen alles wieder in Frage
gestellt und die Truppe in neue Unruhe versetzt. Die Polen knüpften ihrer-
feits Verhandlungen wegen Abtransports über Lublin an in der offenbaren
Absicht, sich dadurch ihnen fehlendes Kriegsmaterial zu verschaffen. Die
Abmachung kam nicht zustande. Dagegen wurde der Räumungsvertrag
vom 17.Dezember ausgeführt, nicht ohne daß disziplinlose deutsche Truppen
ihn im Gegensatz zu den Polen mehrfach verletzten. Es gelang immerhin,
die Vorräte aus dem zu räumenden Gebiet in Sicherheit zu bringen.
Trotz der damit eintretenden Erleichterung blieb die Lage auch weiterhin
iu höchstem Maße unerfreulich. Die Heeresgruppe Kiew befahl am 23. De-
zember, daß, solange sich an den Umschlagsstationen Transporte aus der
Ukraine stauten, die Abbeförderung von Formationen aus dem Etappen-
gebiet einzustellen sei. Eine Mitteilung, wann die Etappenformationen
abbefördert werden könnten, wurde in Aussicht gestellt. Diesen Befehl
mußte die Etappen-Jnspektion für unausführbar erklären. Wenn der Ab-