Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Das Generalkommando des III. Reservekorps in Südlitauen. 
Mit der einheitlichen Durchführung der Sicherungsmaßnahmen west- 
lich der sogenannten Sperrlinie, d.h. der Dauerstellung von 1917 und 
östlich des Generalgouvernements Warschau, hatte der Oberbefehlshaber Oft 
am 11. November das bei der 10. Armee herausgelöste Generalkommando 
des III. Reservekorps beauftragt, das nach Brest-Litowsk in Marsch gesetzt, 
unterwegs aber nach Bialystok abgedreht wurden. Es übernahm am 
N.November. 17.November dort den Befehl in Südlitauen, wo die Verhältnisse schon 
deshalb besonders schwierig lagen, weil es stch um national umstrittenes 
Gebiet handelte. In der Tat befand sich der Militärbezirk Litauen Süd 
in voller Auflösung. Jeder wollte so schnell als möglich nach Hause, zu- 
mal die Besatzungstruppen großenteils aus dem von der feindlichen Be- 
setznng bedrohten Oberrheingebiet stammten. Die Polen waren eifrig 
bemüht, unter Ausnutzung der auf deutscher Seite herrschenden Verwirrung 
möglichst große Teile litauischen und ukrainischen Gebiets an sich zu 
bringen. Sie waren an sich zur Verständigung bereit, die mit ihnen abge- 
schlossenen Verträge boten aber nur bedingte Sicherheit. Ihr Bestreben war 
es, sich vor allem möglichst viel Waffen zu verschaffen und den Bolschewisten 
zuvorzukommen, von denen man annahm, daß sie den zurückgehenden 
Deutschen auf dem Fuße folgen würden. Da sie von heller patriotischer Be- 
geisterung erfüllt waren und auf die Unterstützung der Mehrzahl der Landes- 
einwohner rechnen konnten, waren die Polen keine zu verachtenden Gegner. 
Eine Bedrohung durch die Bolschewisten lag indessen nicht vor. Die 
Interessen der Litauer deckten sich zunächst mit denen der Deutschen. 
Die verfügbaren Truppen — außer dem Militärbezirksstab Litauen Süd 
die Landsturm-Bataillone Karlsruhe und Hagenau, das Jäger-Regiment 
zu Pferde 3, eine Batterie Landwehr-Feldartillerie-Regiments 253 und das 
I. Bataillon des Feldrekrutendepots der 10. Armee — waren bei Ausbruch 
der Revolution über das ganze Land verteilt gewesen. Sie waren den Plötz- 
lich auftretenden, gut organisierten Banden gegenüber mehr oder minder 
wehrlos. Ihre Schwäche wurde vermehrt durch die frühzeitig einsetzende 
Abgabe der Elsaß-Lothringer und Linksrheiner. Die einzelnen Postierun- 
gen hatten sich teils an die Sitze der Bezirksämter zurückgezogen, teils 
einfach entwaffnen lassen oder strebten im Fußmarsch der nahen Grenze 
zu. Zureden durch Soldatenräte blieb erfolglos. Die Truppen verlangten 
stürmisch die Angabe eines genauen Zeitpunktes, zu dem ihr Abtransport 
erfolgen sollte. Bialystok selbst erwies sich als besonders gefährdet, weil 
sich dort alle unsicheren Elemente, Drückeberger aller Art, entwichene russische 
Kriegsgefangene und dergleichen angesammelt hatten.
	        
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