Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

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Die Tätigkeit der Eisenbahn. 
Der geordnete Abtransport nach den für diesen erteilten Weisungen ist 
in erster Linie an dem Versagen der deutschen Truppe selbst gescheitert. 
Die ungeordnet zurückflutende österreichisch-ungarische Armee') und die in 
der Gegenrichtung nach Hause strömenden russischen Kriegsgefangenen 
haben die Durchführung der Truppentransporte nur unwesentlich erschwert. 
Die national-ukrainische Armee und das Aufgebot des Hetmans wären 
nach Ansicht des Chefs der Eisenbahnzentralstelle schon vor Anordnungen 
der deutschen Dienststellen, hinter denen noch eine reale Macht gestanden 
hätte, geschweige denn vor einer kampfbereiten Truppe zurückgewichen. Am 
gefährlichsten waren wohl einzelne Banden, weil sie für den erhofften 
Gewinn auch Verluste riskierten; aber auch eine solche energisch geführte 
Bande wäre durch einige scharfe Schläge von den Bahnen fernzuhalten 
gewesen. Sie fand ja auch abseits der von den deutschen Truppen be- 
nutzten Eisenbahntransportstraßen Gebiete, deren Brandschatzung billigeren 
Gewinn versprach. 
Nur der fehlende Rückhalt an einer kampfbereiten Truppe hat das 
Heeresgruppenkommando und die Eisenbahnzentralstelle gezwungen, 
schweren Herzens vom befehlsmäßig geregelten Rücktransport zu einem 
auf dem Verhandlungswege mit den jeweiligen Machthaber» vereinbarten 
Abschub überzugehen. 
Der erste Abtransportplan sah die Räumung in sechs Abschnitten von je 
20 Tagen vor. Es sollten die Truppen in der Krim und in Taurien be- 
ginnen. Ihnen sollten sich dann die Divisionen von Osten nach Westen 
anschließen. Anfangs konnten für jeden Transporttag nur sechs Züge zur 
Verfügung gestellt werden, da die Masse des Leermaterials durch die öster¬ 
reichisch-ungarischen Truppen an die Westgrenze verschleppt war und dort 
durch die langwierigen Verhandlungen über den Durchzug der Österreicher 
durch Ostgalizien lange Zeit festgehalten wurde. Von Westen aber strömten 
800 000 russische Kriegsgefangene ungeregelt aus Österreich-Ungarn zu, 
mußten in die freiwerdenden Leerwagen gesteckt und in Richtung Gomel 
oder Kursk bis zur Grenze gegen Sowjetrußland abgefahren werden. Dann 
erst wieder konnten die Leerzüge den im Südosten oder Osten stehenden 
deutschen Truppen zugeführt werden. Die Schwierigkeiten der Leerwagen- 
Zuführung und die Verstopfung der Strecke Jekaterinoflaw—Snamenka 
') Zu welchen Verhältnissen der ungeregelte Abtransport der österreichisch-ungarischen 
Truppen führte, ergibt u. a. eine Meldung der Bayerischen Kavallerie-Diviston, nach der 
am 17. November sich an der Bahn Smerinka - Lemberg 50 Transporte angesammelt 
hatten.
	        
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