Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Der Beginn de» Abtransports. 
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So erreichte das das Gros des Détachements bildende Reserve-Jäger- 
Bataillon 9 in guter Verfassung Bialystok und von dort mit Zustimmung 
des Generalkommandos III. Reservekorps seinen Demobilmachungsort 
Ratzeburg, von wo es — ein einzig dastehender Fall — unter seinem bis¬ 
herigen Führer, Hauptmann Schneider, nach kurzer Erholung und Um- 
bildung wieder nach Bialystok zurückkehrte'). 
Die bayerische 1. Kavallerie-Brigade begann ihre rühm- 
volle Anabasis^). Auch der Seetransport der 15. Landwehr- 
Division aus der Krim nach Nikolajew vollzog sich auf Grund von 
Verhandlungen des Chefs der deutschen Waffenstillstandskommission für das 
Schwarze Meer, Vizeadmirals H o p m a n, mit den englischen Marine- 
befehlshabern reibungslos. Am 13. Dezember war Sewastopol, von wo iz.v«zember. 
der Abtransport im wesentlichen bewirkt worden war, von den Deutschen 
geräumt. Allerdings hatten wegen Mangel an Schiffsraum erhebliche 
Mengen von Pferden, Geschützen und Fahrzeugen teils an die Krim- 
regieruug, teils an die Entente übergeben werden müssen. Alle Maß- 
nahmen zur Überführung der noch im Kaukasus und in der Türkei besind- 
lichen Truppen waren getroffen. Zu den Poti- und Kospoli-Truppeu war 
noch eine dritte Gruppe in Samfnn an der Nordküste Kleinasiens hinzu- 
gekommen, die sich, etwa 1000 Mann stark, aus der Gegend von Mofful 
durchgeschlagen hatte. 
Inzwischen hatte sich die Entente entschlossen, die Freiwillige Armee 
Denikins in ihrem Kampf gegen die Sowjets und Petljnra zu unterstützen, 
tat dies aber zunächst nur durch Flottenteile, die in Sewastopol und Odessa 
einliefen. Der tatkräftige, deutschfreundliche General Krasnow mußte unter 
diesen Umständen dem schwachen, ententefreundlichen General Bogajewski 
weichen. Die Folge waren schwere Rückschläge an der Nordfront der Don- 
kosaken, denen im Januar 1919 eine breit angelegte Offensive der Roten 
Armee nach Südrußland folgte. Ihr vermochten auch die Petljura-Leute 
keinen nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen. 
Vorläufig ging der Abtransport der deutschen Truppen weiter. 
Von den zahlreichen Kranken der Kospoli-Truppen war es gelungen, 
800 auf Grund von Verhandlungen mit den Ententevertretern zu Schiff 
nach Genua abzubeförderu, von wo die Überführung in die Heimat er- 
folgen sollte. Vor dem Abtransport der noch in Haidar Pascha befindlichen 
Truppen über die Ukraine warnte der deutsche Marinebevollmächtigte wegen 
der sonst in Odessa und Nikolajew entstehenden Schwierigkeiten dringend. 
') S. 25. 
2) S. 64 ff.
	        
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