Volltext: St. Severinus-Spiel Lauriacum

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Metellus (spöttisch): Ja, Wenn! — Sag' den Barbaren, was du uns 
gepredigt hast! Sag' ihnen, daß sie Noricum verlassen und 
sich mit ihrem nebeldüstern winterkalten Nordland still be 
gnügen! Da hilft die Liebe nichts, da hilft uns nur das 
Schwert! Und unsern Schwertarm fesselt Severin! 
Poetelms: Nicht Severin, auch nicht die Christen, nicht die Heiden! 
Wir alle, wir selbst sind schuld an unserer Not — und Rom! 
Rom gab uns seine Tugenden, sein Wissen, seine Macht; 
doch gab uns Rom auch seine Laster: den tollen Sinnen 
taumel, die geile Gier nach dem Genuß! An uns'ren Lastern 
gehen wir zugrunde! 
Metellus: Ei sieh, — bist du nicht der gelehrte Poetelius, der Stolz 
Lauriacums, der Philosoph? Was tust du hier? Willst du 
die Hungernden mit weisen Worten speisen? Laß ab davon, 
das tut schon Severin — und der gibt obendrein zur 
Tröstung Brot und Öl. 
Poetelius: Ich bin nicht hier zu lehren und zu geben; nur, um zu 
nehmen, bin ich da! Wie all die andern warte ich auf Se 
verin, daß er auch mir vom Brot der Armen schenke. Es will 
ja schließlich auch der Denker nicht verhungern! 
Metellus: S o weit hast du's gebracht? So hat Lauriacum, so haben 
deine Schüler dich vergessen? 
Poetelius: Hast du schon einen Sterbenden geseh'n, der, als er mit 
dem Tode rang, nach einem Lehrer rief, um schnell noch 
etwas über schöne Künste, Grammatik, Logik und Historie 
zu hören? Nun denn — und auch die Welt der Römer liegt 
im Sterben! Wer sollte da nach mir verlangen, nach meinem 
Wissen, das man nicht essen und nicht trinken kann!?! Was 
gelte ich? 
Metellus: Just, wenn ein Volk in Not ist, braucht es seine Denker! 
geig ihm den rechten Weg zu seiner Rettung und zwing es 
mit der Schärfe deines Geistes, die Richtigkeit des Weges 
zu erkennen und ihn zu gehen! 
Poetelius: Weißt du den Weg? I ch weiß ihn n i ch t! Und wüßt' 
ich ihn, wer würde auf mich hören? Was gilt Gelehrsam 
keit? Was braucht man mich? Rom ist ein kranker Mann, 
todkrank! Ruft Severin, daß er den Sterbesegen spreche! 
Salvete, Freunde, laßt mich betteln gehn! 
(Mit der Gebärde des Unglaubens tritt Poetelius zur Gruppe der Darbenden 
zurück und setzt sich auf die Stufen der Mauer.) 
Metellus: Roch heute will ich dir zeigen, von welcher Art die Arze 
neien sind, mit denen uns'rem kranken Manne geholfen 
werden könnte. 
Elodius: Was hast du vor? Roch heute?
	        
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