Volltext: Salzkammergut

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er umher, „seelen— 
suchend“, kultiviert, be— 
lehrt, bekehrt und tauft, 
ist Priester, Lehrer, 
Arzt und Freund den 
wenigen, die zerstreut 
in der umgebenden 
Seewildnis hausen. 
Sein Ruf schafft un— 
ausrottbaren Glauben 
an seine Heiligkeit, der 
'hn noch nach seinem 
Tode Wunder wirken 
läßt, und heute wie vor 
neunhundert Jahren 
pilgern Gläubigezuder 
alten, herrlichen go— 
tischen Kirche, die seine 
Gebeine birgt, um eine 
Gnade, ein Wunder zu 
erbitten. Viktor von 
Scheffel hat des from— 
men Bischofs Auf— 
enthalt am Abersee 
zu einer seiner schön— 
sten Dichtungen ver— 
arbeitet, die um so tie— 
fer empfunden werden, 
wahrer und wirksamer 
ausfallen mußte, als 
ja der Dichter des Ekke— 
hard selbst gleich Wolf— 
gang mit wundem Ge— 
müte in die Stille des 
Wolfgangsees geflüch— 
tet war, um dort Ruhe und Heilung zu 
finden. Der Deutsche und Osterreichische 
Alpenverein hat an einer Lieblingsstelle 
des Dichters der Bergpsalmen ein Denk— 
mal errichtet, das als Inschrift die Ein— 
leitung zum Hohelied des Abersees trägt: 
„Ein rauher Psalm rauscht durch den Tann; 
Ihn sang ein frommer deutscher Mann, 
Der jetzo vor neunhundert Jahr 
Zu Regensburg ein Bischof war. 
lus Kaiserfehde und Fürstenstreit 
Floh er zur Alpeneinsamkeit, 
Denn wo der Haß in Waffen tost, 
Ist Hochgebirg des Weisen Trost. 
Am Abersee sein Kirchlein stand, 
Noch heut' den Pilgern wohlbekannt, 
Und auch wer keinen Ablaß sucht, 
Denkt sein im Forst der Falkenschlucht.“ 
Aber auch wenn an den Markt St. 
Wolfgang und seine nächste Umgebung 
kein so wertvoller Schatz von Sagen 
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Aunsicht aus Hallstatt. Originalzeichnung von Willy Gause. 
einsamkeit in der Wildnis des Urwaldes, 
der die meist schroff zum See abstürzen— 
den Uferberge bedeckt. Für Pfahlbauten 
unpassend, auf keinem Wege zugänglich, 
wird das steile Ufergelände kaum von 
verirrten Jägern begangen, und selten 
blickt eines Menschen Auge durch das 
Felsentor der Drachenwand auf die Wol— 
ken, die dahinter segeln, wie ehedem. 
Da kommt ein weltmüder Mann vom 
Bischofstuhl zu Regensburg herabgestie— 
gen, der 
„Aus Kaiserfehde und Fürstenstreit 
Entfloh zur Alpeneinsamkeit,, 
und baut sich auf dem fast unzugänglichen 
Falkenstein eine kleine Klause, wo er in 
der Nachbarschaft wilder Tiere lebt. Aber 
nicht müßig; gleich dem hl. Rupertus, 
dem Einsiedler von Salzburg, wandert
	        
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